BMWi lehnte Förderung von IDT-Produktion ab

Bundesregierung: „Keine zu befürchtenden Knappheiten“ bei Corona-Impfstoff

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Berlin -

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) ist noch im vergangenen Juli davon ausgegangen, dass es bei den Corona-Impfstoffen keine Engpässe geben wird. Das geht aus einem Schreiben von BMWi-Staatssekretär Andres Feicht hervor, das APOTHEKE ADHOC vorliegt. FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer hatte damals bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) angefragt, ob er eine Förderung des Impfstoffherstellers IDT Biologika in Dessau „wohlwollend prüfen“ könne. Doch das Ministerium winkte ab – kein Bedarf.

Anfang Juli war Theurer bei IDT zur Betriebsbesichtigung in Dessau und ließ sich vom Unternehmen dessen Ambitionen zur Entwicklung Corona-Vektorimpfstoffes aus Deutschland erklären. Der sollte bereits im September in die Phase-I gehen – tatsächlich genehmigte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) den Studienbeginn Ende September. Auch die prinzipiell für die Impfstoffe anderer Unternehmen geeigneten Produktionsanlagen nahm der FDP-Mann damals in Augenschein und schwärmte Altmeier daraufhin vor: „Das mittelständische Unternehmen unternimmt große Anstrengungen, auch finanziell, um die für die Versorgung weiter Teile der Bevölkerung notwendigen Produktionskapazitäten aufzubauen. Die dafür erforderlichen Investitionen übersteigen hinsichtlich des Volumens jedoch eindeutig die Möglichkeiten eines mittelständischen Unternehmens.“

Welche Rolle solche Anlagen im Verlauf der Pandemie noch spielen könnten, war damals schon allen Beteiligten klar. „Ich muss sicherlich an dieser Stelle nicht ausführen, welche Vorteile darin liegen, im eigenen Land über die entsprechend notwendigen Produktionskapazitäten für Impfstoffe zu verfügen“, so Theuer an Altmeier. Die Kapazitäten von IDT sollten deshalb „in diesem Zusammenhang bei den Überlegungen der Bundesregierung zu Aufbau, Erweiterung und Sicherung der Impfstoff-Versorgung einbezogen werden. Nach meinem Dafürhalten besteht hier die Möglichkeit, ganz konkret in Deutschland die Grundlage für eine jederzeit mobilisierbare europäische Impfstoff-Reserve aufzubauen. Ein solches Vorhaben läge sicherlich im öffentlichen Interesse.“

Er bitte Altmeier deshalb „um eine wohlwollende Prüfung“, ob in seinem Ministerium Fördermöglichkeiten für die IDT zum Aufbau der notwendigen Produktionskapazitäten besteht – freilich nicht vollkommen uneigennützig: IDT in Dessau gehört zur Klocke-Gruppe, die in Theurers Wahlkreis Karlsruhe ansässig ist. Doch es war vergebens: Das Ministerium wies das Ansinnen zurück.

Er begrüße „die von Ihnen geschilderten Aktivitäten“, antwortete ihm Feicht im Auftrag des Ministers, wünsche aber „dem Unternehmen viel Erfolg“ bei der Beantragung von Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Denn von dort könne es Geld erhalten. „Gegenstand der einer etwaigen Förderung im Rahmen dieses Programms wäre auch die frühzeitige Vorbereitung der Großproduktion sowie der Ausbau von Kapazitäten für verschiedene Produktgruppen“, so Feicht. Das könne noch ergänzt werden durch eine Förderung des Produktionsaufbaus durch die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI).

Das BMWi hingegen verfüge in diesem Sektor über keine speziellen Fördermöglichkeiten, die über die bekannten – wie zum Beispiel das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) – hinausgingen. Eine Finanzierung – so geht daraus implizit hervor – sei aber aufgrund der bereits vorhandenen Gelder und Kooperationen gar nicht notwendig, denn: „Insoweit sehe ich nach derzeitigem Kenntnisstand keine zu befürchtenden Knappheiten bei den derzeit zahlreich im Aufbau befindlichen Produktionskapazitäten, zumal die pharmazeutische Industrie regelmäßig versichert, durch enge Zusammenarbeit zu einer Gesamtlösung beitragen zu wollen – selbst ohne Gewinnabsichten.“

Mittlerweile ist IDT tatsächlich in die Produktion von Impfstoffen anderer Hersteller eingestiegen: Anfang Februar verkündete AstraZeneca, von IDT produzieren zu lassen. Beide Unternehmen haben eine dahingehende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. AstraZeneca prüfe Möglichkeiten, bereits im zweiten Quartal die Auslieferung des Covid-19-Impfstoffs von Astrazeneca zu erhöhen, um den Bedarf in Europa decken zu helfen, sowie „große zusätzliche Wirkstoff-Kapazitäten für die Zukunft“ aufzubauen. Allerdings bedürfe das erst einiger Investitionen – weswegen die neuen Anlagen erst Ende 2022 betriebsbereit sein sollen.

 

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