Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) befürchtet, dass wegen der Coronakrise rund 1000 Pharmaziestudenten nicht zum 2. Staatsexamen zugelassen werden. Ungefähr so viele Studenten könnten auch beim 1. Staatsexamen betroffen sein. Da es aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen zu Engpässen bei Laborkapazitäten und Prüfungsleistungen gekommen sei, könnten nämlich viele die Anmeldefristen nicht einhalten. Bisher haben sich die Landesprüfungsämter nach BPhD-Angaben für das Problem taub gezeigt, deshalb versucht der Verband nun mit einem offenen Brief Druck aufzubauen.
Die Coronakrise könnte den Fachkräftemangel in der Apothekenbranche noch verschärfen, befürchtet der BPhD. Sollte es so weit kommen, würde die Landesprüfungsämter aus Sicht der Studierenden eine Mitschuld treffen. Denn während viele Studenten mehr oder weniger problemlos auch von zu Hause aus arbeiten können, stehen angehende Pharmazeuten vor dem Problem, dass Laborpraktika im Homeoffice nicht möglich sind.
„An vielen Universitäten gestaltet sich die Planung und Durchführung der erforderlichen Laborpraktika und Prüfungsleistungen als ungewiss und sorgen aufgrund der gebotenen Hygienemaßnahmen schon in diesem Semester für weitreichende Kapazitätsprobleme und somit eine Verschiebung des Scheinerwerbs auf unbestimmte Zeit“, erklärt der Verband in einem offenen Brief an die Landesprüfungsämter.
Den hat er verfasst, weil der direkte Draht zu den Ämtern offensichtlich nicht der beste ist. Der BPhD habe bereits einige Kontaktversuche an die Landesprüfungsämter übernommen, doch die seien fast alle unbeantwortet geblieben. „Die fehlende Sichtbarkeit der Reaktionen der Landesprüfungsämter auf dieses Thema und die teilweise nicht stattfindende Kommunikation stellen beim 2. Staatsexamen bundesweit circa 1000 Pharmaziestudierende der Gefahr gegenüber, dass sie sich terminlich nicht zu den angedachten Prüfungen anmelden können und in Folge dessen ihr Studium nicht beenden können“, so der BPhD. Bei noch einmal rund 1000 Studierenden könne darüber hinaus zu terminlichen Schwierigkeiten beim 1. Staatsexamen kommen.
Denn durch die zu knappen Kapazitäten könnten viele Studenten die erforderlichen Scheine nicht bis zum Stichtag sammeln. Der Platzmangel führe an einigen Standorten dazu, dass Laborpraktika und anschließende Modulprüfungen sehr viel später als bislang geplant stattfinden müssen. Dies wiederum führe dazu, dass die Fristen nicht mehr ausreichten, um sich zu den Prüfungen anzumelden, weil nach Auslaufen der Anmeldungs- und Nachreichfrist noch universitäre Prüfungen ausstehen.
„Daher fordern wir, die unterzeichnenden Fachschaften der Pharmazie, die Landesprüfungsämter für Gesundheitsberufe im Interesse der Studierenden und der Allgemeinheit dazu auf, Lösungen für die terminliche Gestaltung der Prüfungen und deren Anmeldungen bundesweit während der Pandemiezeit zu finden“, so der BPhD. Die Verschiebung der Anmeldefrist müsse der Verlegung der zur Anmeldung notwendigerweise zu erbringenden Prüfungsleistungen Rechnung tragen, um den Pharmaziestudierenden die Möglichkeit zur Ableistung des jeweiligen Abschnittes der Pharmazeutischen Prüfung zu geben.
Zumindest für das 1. Staatsexamen liefert der BPhD gleich einen neuen Terminvorschlag mit: Unter Berücksichtigung des zu erwartenden Prüfungszeitraumes sei eine Verschiebung um drei Wochen, also auf die Zeit vom 8. bis zum 11. September unausweichlich. Welche Folgen es haben könnte, wenn die Landesprüfungsämter weiter mauern, prophezeit der Verband gleich mit: „Desweiteren würde das aktuell ohnehin schon strapazierte Gesundheitssystem durch den Nachwuchsmangel im Apothekerberuf kurz- und mittelfristig Schaden nehmen, da viele Apotheken auch im Alltag auf die Unterstützung von Pharmazeut*innen im Praktikum (PhiPs) zur Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln bauen.“
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