Mit flexiblen Verfahren in verschiedenen Bereichen will Impfstoffentwickler Biontech sein Corona-Vakzin zügig anpassen können, falls das notwendig sein sollte. Bislang ist dieser Fall nach Einschätzung des Unternehmens aber nicht eingetreten.
Biontech geht von einer Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs auch gegen die zuletzt aufgetretenen Virus-Varianten aus. „Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Anpassung unseres Impfstoffs an kursierende Varianten notwendig ist“, sagte Vorstandschef Dr. Uğur Şahin am Dienstag auf der Online-Hauptversammlung des Unternehmens. Biontech arbeite an flexiblen Verfahren in den Bereichen Technologie, Produktion und Zulassung. Um vorbereitet zu sein und schnell reagieren zu können, falls eine dritte Dosis zur Auffrischung bestehender Impfungen oder eine Anpassung an einen neuen Virusstamm erforderlich werden sollte, analysiere Biontech ständig die Wirksamkeit des Impfstoffs auch gegen neu auftretende Varianten, erklärte Şahin. Seit einigen Monaten verfolge das Unternehmen einen „Prototyp-Ansatz“, der dies erleichtern solle.
Das Wissen über neue Varianten des Sars-Cov2-Virus nehme stetig zu, sagte Şahin weiter. Es sei zu beobachten, dass die Immunität von Geimpften mit der Zeit nachlasse und neue Varianten entstünden. „Ich gehe davon aus, dass eine dritte Impfung für die Auffrischung der Immunität von einem hohen Wert sein könnte“, erklärte der Biontech-Chef. „Allerdings wissen wir noch nicht, wann und wie oft eine Auffrischimpfung erforderlich sein wird.“
Nach Şahins Worten planen das Mainzer Unternehmen und der US-Partner Pfizer in diesem Jahr eine Produktionskapazität von drei Milliarden Corona-Impfdosen. Im nächsten Jahr soll diese Zahl noch einmal gesteigert werden. Mindestens 50 Prozent davon will Biontech selbst produzieren.
Die von US-Präsident Joe Biden und anderen Politikern ins Gespräch gebrachte Forderung nach einer Freigabe von Patenten, um eine lizenzfreie Impfstoffproduktion in Entwicklungsländern zu ermöglichen, wies der Biontech-Chef zurück. Es sei wichtig, den
Impfstoff weltweit „so schnell und so umfassend wie möglich“ zur Verfügung stellen zu können. Doch dabei seien aktuell Rohstoffe,
nicht aber Patente der „limitierende Faktor“. Biontech arbeite gemeinsam mit Partnern daran, den Impfstoff günstig an Entwicklungsländer abzugeben. Eine Patentfreigabe würde jedoch keine zusätzlichen Impfstoffmengen bringen. Die Produktion des Vakzins sei sehr komplex und bestehe aus rund 50.000 Arbeitsschritten.
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