In Laborstudien wirksam gegen Omikron

Bebtelovimab: Umstrittene Notfallzulassung für Antikörper APOTHEKE ADHOC, 17.02.2022 14:39 Uhr

Die Notfallzulassung des Antikörpers Bebtelovimab erntet viel Kritik. Foto: Lightspring/shutterstock.com
Berlin - 

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Lilly die Notfallzulassung für den monoklonalen Antikörper Bebte­lovi­mab erteilt. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht eindeutig belegt – lediglich in Laborstudien konnte Bebte­lovi­mab bisher überzeugen.

Die Entwicklung von möglichen Covid-Therapien läuft auf Hochtouren. Die Zulassung des Lilly-Antikörpers Bebte­lovi­mab ermöglicht nun eine weitere Behandlungsoption für leichte bis mittelschwere Covid-Verläufe. Eine präventive Anwendung von Bebtelovimab ist nicht vorgesehen.

Gemäß Notfallzulassung darf der Antikörper bei Vorliegen der folgenden Kriterien angewendet werden:

  • Leichter bis mittelschwerer Covid-Verlauf
  • Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg
  • Positives Testergebnis auf Sars-CoV-2
  • Hohes Risiko für Fortschreiten der Erkrankung mit schwerem Verlauf
  • Befürchtung von Hospitalisierung oder Tod

Laborstudien als überzeugendes Zulassungs-Kriterium?

Ausschlaggebend für die Erteilung der Notfallzulassung waren die Ergebnisse aus Laborstudien, in denen der monoklonale Antikörper die aktuell vorherrschende Omikron-Variante neutralisieren konnte, während andere Vertreter der Wirkstoffgruppe wie die Kombination aus Bamlanivimab/Etesevimab bereits einen Wirkverlust zu verzeichnen haben. Denn monoklonale Antikörper binden nur an eine bestimmte Stelle des Spike-Proteins von Sars-CoV-2. Bei Mutationen kommt es daher schnell zu einer abgeschwächten Wirkung.

Im Zuge der Phase-II-Studie Blaze-4 wurden von Lilly weitere Kandidaten auf eine Wirksamkeit gegen Omikron untersucht. Dabei zeigte sich vor allem Bebtelovimab als effektiv. Der Antikörper wurde an verschiedenen Patientengruppen untersucht.

Teilstudie 1:

  • 380 Patient:innen mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren
  • Unterteilt in 3 Gruppen:
    • 175 mg Bebtelovimab als Monotherapie
    • 175 mg Bebtelovimab in Kombination mit Bamlanivimab/Etesevimab
    • Vergleichsgruppe mit Placebo

Ergebnisse:

  • Monotherapie mit Bebtelovimab senkte den Anteil der Patient:innen mit anhaltend hoher Viruslast von 21 Prozent in der Placebogruppe auf 14 Prozent an Tag 7
  • der relative Rückgang lag damit bei 34 Prozent und verfehlte das Signifikanzniveau
  • Nutzen ist damit nicht sicher nachgewiesen

Dünne Studienlage erntet Kritik

Zwei weitere Teilstudien untersuchten die Sicherheit der Therapie. Es gab keine ernsthaften Sicherheitsbedenken, die Verträglichkeit war insgesamt gut. Die Nebenwirkungen ähneln denen anderer Antikörper, die zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden, wie Juckreiz, Hautausschlag, infusionsbedingte Reaktionen, Übelkeit und Erbrechen. Allerdings wird vorsorglich vor schweren Reaktionen wie Überempfindlichkeit, Anaphylaxie und infu­sionsbedingten Reaktionen gewarnt. Zudem könne es bei Patient:innen, die zuvor eine Behandlung mit anderen mo­no­klonalen Antikörpern erhalten haben, zu Komplikationen kommen, so die FDA. Die Notfallzulassung ist aufgrund der eingeschränkten Datenlage sehr umstritten.