Bayern verhängt erste Ausgangssperre dpa/ APOTHEKE ADHOC, 18.03.2020 17:25 Uhr
Das Coronavirus breitet sich rasant aus – jetzt ist in Bayern die erste Ausgangssperre verhängt worden. In der 6500-Einwohner-Stadt Mitterteich in der Oberpfalz dürfen die Menschen ihre Wohnungen nur noch zum Einkaufen, für Arztbesuche und die Arbeit verlassen.
Das Landratsamt Tirschenreuth hat wegen der Verbreitung des Coronavirus am Mittwoch für die Stadt Mitterteich eine sofortige Ausgangssperre verhängt. Es ist die erste Stadt in Bayern mit einer solchen Maßnahme. Sie soll bis zum 2. April dauern, wie die Behörde mitteilte. Nach Angaben der Stadt informiert die Feuerwehr die Bürger mittels Durchsagen. Zusätzlich sollen vom Landratsamt Flugblätter verteilt werden.
Bürgermeister Roland Grillmeier teilte mit, es handele sich um eine zusätzliche Vorsorgemaßnahme wegen der hohen Fallzahlen in der 6500-Einwohner-Stadt Mitterteich und im Landkreis Tirschenreuth, wo es laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 38 bestätigte Fälle gibt. „Denkt an Eure Gesundheit und die Eurer
Mitmenschen und nehmt die Bitte und Aufforderung ernst.“
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums in München erklärte auf Anfrage, die Ausgangssperre sei in Abstimmung mit den Ministerien für Gesundheit und Inneres verhängt worden. Demnach sollen die Betroffenen das Haus oder die Wohnung unter anderem nur für unaufschiebbare Arztbesuche, zum Arbeiten oder zum Einkaufen verlassen. Ziel der Maßnahme sei es, die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu verringern und die Fortsetzung von Infektionsketten zu unterbrechen.
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, haben Bund und Länder umfangreiche Maßnahmen vereinbart. Eine weitgehende Ausgangssperre wie in anderen Staaten sieht das Paket derzeit nicht vor. Sie wäre aber denkbar, falls die bisher beschlossenen Schritte sich als nicht ausreichend erweisen, um einen raschen Anstieg der Infektionen zu verhindern.
Bereits am Sonntag hatte Bayern als erstes Bundesland den Katastrophenfall ausgerufen. Man werde das tun, weil man eine einheitliche Strategie unter einer einheitlichen Führung brauche, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Sonntagabend im BR Fernsehen. Mit der Ausrufung des Katastrophenfalls sind in erster Linie organisatorische Fragen verbunden. Diese seien notwendig, damit das Land im Kampf gegen das Coronavirus entsprechende Maßnahmen ergreifen könne, hieß es in Regierungskreisen. Der Katastrophenfall soll zunächst für 14 Tage gelten.
Neben den bekannten Schritten wie einer Schließung aller nicht systemrelevanten Geschäfte soll dann auch die Bundeswehr mit ihren Krankenhäusern in die Krisenpläne einbezogen werden. Das Gesundheitsministerium soll – so berichten die Nürnberger Nachrichten – zudem sämtliche Beatmungsgeräte im Land erfassen und ein Notfallkonzept entwickeln, wie sich sogenannte temporäre Krankenhäuser einrichten lassen. Sie sollen demnach in Messe-, Sport- und Konzerthallen entstehen, falls die Zahl der Erkrankten drastisch steigt. Eine Ausgangssperre sei zu dem Zeitpunkt noch nicht angedacht gewesen, so die Landesregierung am Sonntag.