Corona-Impfung

Bayern und Berlin geben AstraZeneca frei

, Uhr aktualisiert am 22.04.2021 15:18 Uhr
Berlin -

Auch Bayern hat den Impfstoff von AstraZeneca in Arztpraxen für alle Altersgruppen freigegeben. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) teilte am Mittwochabend in München mit: „Die Priorisierung bei Astrazeneca ist ab sofort aufgehoben, der Impfstoff kann in den Arztpraxen auch Personen unter 60 Jahren angeboten werden.“ Mittlerweile ist auch Berlin nachgezogen. Zuvor hatten bereits Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen die gleiche Entscheidung getroffen. Auch in anderen Bundesländern denkt man darüber nach, die Ärzt:innen fordern eine Klarstellung.

Der Minister sagte weiter: „Die Ärzte kennen ihre Patienten gut und wissen, wem sie aus dem Kreis der unter 60-Jährigen unter
Berücksichtigung der Vorgaben der Ständigen Impfkommission ein Impfangebot mit diesem Wirkstoff machen können – und beraten hierzu ausführlich.“ Dieses besondere Vertrauensverhältnis solle genutzt werden, „denn jede Dosis Impfstoff muss möglichst rasch verimpft werden“, betonte Holetschek.

Wegen sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) soll der AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Unter 60-Jährige können sich „nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung“ weiterhin damit impfen lassen.

Der Impfstoff soll auch in Berliner Arztpraxen ab sofort grundsätzlich für alle Altersgruppen zur Verfügung stehen. Er kann damit auch für unter 60-Jährige genutzt werden. Die Arztpraxen müssen sich nicht mehr an die Priorisierung nach der Impfverordnung des Bundes halten. Das teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Donnerstag mit. „In der aktuellen Infektionswelle kommt es darauf an, möglichst viele Menschen möglichst bald zu immunisieren – auch mit dem aufklärungsintensiven AstraZeneca-Impfstoff“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).

Die Bremer Gesundheitsbehörde überlegt ebenfalls, die Impfreihenfolge für AstraZeneca aufzuheben. Grund sei die Zurückhaltung vieler Impfberechtigter beim Vakzin von AstraZeneca, sagte Sprecher Lukas Fuhrmann dem Weser-Kurier. Es sei deshalb vorstellbar, allen unter 60-Jährigen ein offenes Angebot zu machen – sprich eine Impfung mit AstraZeneca ohne Einladung oder Termin. Das erwäge man allerdings erst, wenn es mehr Impfstoff von AstraZeneca gebe als Impfberechtigte über 60 Jahre.

„AstraZeneca ist nicht verboten für unter 60-Jährige“, sagte Fuhrmann. Die Ständige Impfkommission empfehle lediglich eine sorgfältige ärztliche Aufklärung. Noch herrsche Knappheit bei den Impfstoffen. Deshalb beinhalte der Anspruch auf Impfung nicht das Recht, den Impfstoff eines bestimmten Herstellers zu wählen.

„Wir erleben bei den Jahrgängen zwischen 67 und 70 Jahren, die jeweils ein Impfangebot mit dem für sie vorgesehenen Impfstoff AstraZeneca erhalten haben, ein deutlich zurückhaltenderes Buchungsverhalten“, sagte Fuhrmann. Die Folge seien leere Impfzentren. Womöglich seien die Menschen verunsichert und warteten lieber ab, ob sie bei einem niedergelassenen Arzt das Vakzin von Biontech/Pfizer erhalten.

Für Patienten, die jünger als 60 Jahre sind und sich trotzdem mit AstraZeneca impfen lassen möchten, forderten Kassenärzte eine Ansage des Robert Koch-Instituts oder des Bundesgesundheitsministeriums. „Da erwarten wir schnellstmöglich eine Handhabe“, sagt Christoph Fox von der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) der Zeitung. „Außerdem fordern wir, dass für den AstraZeneca-Impfstoff die Priorisierung aufgehoben wird.“ Dann müssten die Praxisärzte bei übrig gebliebenen Dosen nicht erst in die Wartelisten schauen, sondern könnten einfach die nächstbesten Patienten impfen, die dazu bereit sind.

 

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