Der Januskinase-Inhibitor Baricitinib hat, kombiniert mit Remdesivir, einen signifikanten Einfluss auf die Genesungszeit. Dies gelte vor allem für die Patienten, die während einer Covid-Infektion auf eine Sauerstoffbehandlung angewiesen sind, verkündet Lilly. Der Konzern hält die Zulassung für Olumiant (Baricitinib) seit rund drei Jahren. 2017 kam das orale Immunsuppressivum auf den Markt.
Der Januskinase-Inhibitor wird normalerweise bei mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis eingesetzt. Doch auch bei Covid-19 zeigt das Immunsuppressivum einen positiven Effekt. In Kombination mit dem antiviralen Medikament Remdesivir kann die Hospitalisierungsdauer von Covid-Patienten signifikant verkürzt werden. Bereits im Mai untersichte das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) die Kombination des Nukleotidanalogons Remdesivir mit dem JAK-Inhibitor Baricitinib. Erste Studienergebnisse zur Kombination ließen vermuten, dass die Behandlung von Covid-19 noch effektiver werden könnte, so die damalige Einschätzung der US-Wissenschaftler. Diese Vermutung konnte Lilly nun in weiteren Untersuchungen belegen. Ziel der Studie war es, festzustellen, ob die Kombination besser wirkt als Remdesivir allein. An der Studie werden über 1000 Patienten in mehr als 100 Behandlungszentren teilnehmen.
Das Therapieschema sieht vor, dass Remdesivir als intravenöse Dosis verabreicht wird. Initial werden 200 mg gegeben, danach wird die Dosis auf 100 mg reduziert. Dieses Dosisregime ist analog zu bereits durchgeführten Studien. Baricitinib wird als orale Dosis à 4 mg für die Dauer des Krankenhausaufenthaltes verabreicht. Die Gesamtbehandlungzeit beträgt 14 Tage. Das Hauptziel der Studie ist es, die Zeit bis zur Genesung zwischen Remdesivir allein und Remdesivir plus Baricitinib zu vergleichen.
Nun hat Lilly zusätzliche Daten und weitrführende Ergebnisse zum Einsatz von Olumiant bei Corona-Infektionen veröffentlicht. Der JAK-Inhibitor verkürzt die Genesungszeit in Kombination mit Remdesivir stärker als die alleinige Gabe des antiviralen Medikaments. Die Ergebnisse wurden auf der virtuellen Konferenz der International Society for Influenza and other Respiratory Virus Diseases Antiviral Group (isirv-AVG) vorgestellt.
Die größten Vorteile wurden bei Patienten beobachtet, die zusätzlich auf eine Behandlung mit Sauerstoff angewiesen waren. Patienten, die die Arzneimittelkombination erhielten, konnten die mediane Zeit bis zur Genesung von 8 auf 7 Tage im Vergleich zu Remdesivir senken. Das entspricht einer Verkürzung um 12,5 Prozent. Die Genesung wurde als Tag der Krankenhausentlassung definiert. Darüber hinaus war die Wahrscheinlichkeit einer Verbesserung des klinischen Status am Tag 15 bei Patienten, die mit Baricitinib in Kombination mit Remdesivir um 30 Prozent höher, als bei den Patienten mit einer Remdesivir-Monotherapie.
Unter der Kombinationstherapie kam es zu einer numerischen Abnahme der Mortalität. Diese Verringerung war bei Patienten, die Sauerstoff erhielten, stärker ausgeprägt. Am 29. Tag der Behandlung war diese, je nach Subgruppe der Studie, um 60 Prozent und 43 Prozent niedriger. In der Studie wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet. Die NIAID-Studienautoren arbeiten daran, die vollständige Analyse abzuschließen, um endgültige Aussagen zum kombinierten Einsatz geben zu können. Ein von Experten begutachtetes Manuskript soll in Kürze verfügbar sein.
„Wir freuen uns, dass diese Ergebnisse die potenzielle Rolle von Baricitinib bei der Behandlung von Covid-19-Patienten im Krankenhaus erhöhen", sagte Ilya Yuffa, Leiter von Lilly Bio-Medicines. „Lilly ist bestrebt, wirksame Präventionen und Behandlungen zu identifizieren, und wir führen derzeit Gespräche mit der FDA über das Potenzial, Baricitinib Krankenhauspatienten so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.“ Bei dem Immunsuppressivum handelt es sich um einen selektiven und reversiblen Inhibitor der JAK 1 und 2. Januskinasen sind Enzyme, die intrazelluläre Signale von den Rezeptoren der Zelloberfläche für einige Zytokine und Wachstumsfaktoren weiterleiten, die wiederum an der Entstehung von Entzündungen oder der Immunabwehr beteiligt sind. Baricitinib moduliert durch teilweise Hemmung der enzymatischen Aktivität von JAK 1 und 2 die Signalwege.
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