Das Gesundheitsministerium von Baden-Württemberg will durch gezielte Steuerung der Auslieferung von Corona-Impfstoffen die Ausbreitung der Delta-Variante verlangsamen. Dazu sollen Landkreise, in denen die Virusmutation bereits nachgewiesen wurde, besonders mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson beliefert werden.
Das Beispiel Großbritanniens zeigt, dass die Delta-Variante aufgrund ihrer scheinbar enorm erhöhten Infektiosität selbst bei hoher Durchimpfungsrate der Bevölkerung noch zu einem erheblichen Anstieg der Fallinzidenz führen kann. In Baden-Württemberg will die grün-schwarze Landesregierung deshalb nun mit einem ungewöhnlichen Schritt gegensteuern: Landkreise, in denen die Delta-Variante bereits nachgewiesen wurde, sollen gestaffelt nach deren Häufigkeit mit zusätzlichem Corona-Impfstoff von Janssen beliefert werden. „Mit zusätzlichen Impfdosen von Johnson & Johnson wollen wir gezielt die Immunität in Orten mit Deltavariantenaufkommen voranbringen“, erklärt Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne).
Die Logik dahinter: Der Janssen-Impfstoff ist der einzige zugelassene, bei dem eine Einzeldosis zum vollständigen Impfschutz reicht. Eine stärkere Belieferung damit führt deshalb auch zu einer schnelleren Immunisierung der Bevölkerung vor Ort, als es bei den zweifach zu verabreichenden Impfstoffen von Biontech, Moderna oder AstraZeneca der Fall wäre. Die Bestände kommen laut Ministerium aus einer Extra-Lieferung des Bundes von 30.000 Dosen, die Anfang Juli eintreffen sollen.
Betroffen sind 40 der 44 Kreise und Städte im Ländle. In ihnen wurde die Variante mindestens einmal nachgewiesen. Zugeteilt wird der Impfstoff jedoch gestaffelt nach der Häufigkeit der Nachweise: Der Impfstoff wird anhand eines Schlüssels auf die Kreise verteilt, der sich an der Anzahl der nachgewiesenen Fälle mit der Delta-Variante und an den bis zum 21. Juni erfolgten Bedarfsmeldungen orientiert. Kreise mit weniger als 20 nachgewiesenen Fällen erhalten 700 Impfdosen oder bei geringerem Bedarf entsprechend weniger. Bei mehr als 20 nachgewiesenen Fällen mit der Delta-Variante erhalten die Kreise 1000 Impfdosen, bei mehr als 40 nachgewiesenen Fällen 1500.
Grundlage der Berechnung sind die beim Landesgesundheitsamt vorliegenden Daten. Demnach gehören drei Kreise und Städte zu den besonders betroffenen, die 1500 Extra-Dosen erhalten: Heidenheim, Breisgau-Hochschwarzwald und Karlsruhe. Fünf weitere Kreise und Städte gehören zur zweithöchsten Kategorie, darunter Heidelberg, Tübingen und Heilbronn.
Die Kreise sollen den zusätzlichen Impfstoff Anfang Juli erhalten. Die gezielte Verimpfung des Impfstoffs von Johnson & Johnson soll dann vom jeweiligen Kreis und den dortigen Impfzentren organisiert werden. Hier seien verschiedene Möglichkeiten für eine gezielte Verimpfung im Kreis denkbar, unter anderem Vor-Ort-Impfaktionen in Stadtteilen und Quartieren. „Die Kreise und Impfzentren bitten wir, den Impfstoff mit Vor-Ort-Impfterminen in Stadtteilen und Quartieren und durch ähnliche Aktionen gezielt einzusetzen“, erklärte Lucha. „Er eignet sich besonders gut für Vor-Ort-Verimpfungen, weil die jeweilige Einrichtung oder das Quartier nur einmal angefahren werden muss.“
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