Apotheker verteidigen Dienstleistung

Aufsicht blockiert Antikörpertests

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Berlin -

Immer mehr Inhaber:innen wollen Corona-Antikörpertests anbieten und planen die Anschaffung entsprechender Geräte. Denn die Nachfrage der Kundschaft ist groß. Gegenwind kommt mitunter von der Aufsicht. Apotheker:innen wollen sich jedoch nicht bremsen lassen und verweisen auf die Vorteile für Kund:innen und die anfängliche Skepsis gegenüber Antigen-Schnelltests im vergangenen Jahr.

Mit der Debatte um Auffrischungsimpfungen werden auch immer mehr Apothekenmitarbeiter:innen auf Antiköpertests angesprochen: „Viele Kunden haben schon gefragt, wann wir es auch anbieten“, berichtet ein Inhaber. Das Gerät zur Durchführung steht schon bereit. Es hakt jedoch an der Absegnung von offizieller Seite. Der Apotheker wird die Nachweise zunächst nicht anbieten und wartet auf Zustimmung seiner Amtsapothekerin. Dabei geht es unter anderem um die Beratungssituation – denn die Apotheken dürfen die Ergebnisse nicht bewerten und keine Diagnose stellen. Die Abda lehnte die In-vitro-Diagnostika zuletzt unter anderem wegen der Gefahr von zu ungenauen Ergebnissen ab.

Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen kennt die Vorbehalte der Aufsicht in Bezug auf Schnelltests. Noch bietet er keine Tests auf Antikörper an. Wenn der Service aufgenommen werde, wolle er es aber nicht über seine Apotheke, sondern über sein Testzentrum anbieten. Das habe den Vorteil, dass dort nicht die Apotheke als Betreiber fungiere, sodass es außerhalb des Kontrollbereiches der Amtsapotheker:innen liege. Die Skepsis kann er nicht nachvollziehen: „Wo ist der Unterschied zu Blutzucker- oder Cholesterintests. Ich nenne einen Wert und ob er in der Norm liegt. Das ist keine Diagnose. Liegt der Wert außerhalb der Norm, kann ich an den Arzt verweisen.“

Apotheker Dr. Nojan Nejatian bietet Antikörpertests seit kurzem an und ist bereit, die Aufsicht von dem neuen Serviceangebot zu überzeugen: „Der Pharmazierat kann gerne dabei sein, wenn ich den Test durchführe“, sagt der Inhaber der Heegbach Apotheke im hessischen Erzhausen. Insgesamt 51 Tests hat er bereits durchgeführt. Ein pauschales Verbot auszusprechen, sei falsch, betont er. „Es ist wichtig, dass die Amtsapotheker uns vertrauen. Wir kennen die Grenzen unserer Aufgaben. Ich schicke jeden Patienten ausnahmslos zum Arzt.“

Wichtig sei, dass die Kund:innen aufgeklärt würden. Sie erhielten mit dem Nachweis den Status der Antikörper im Blut. Im Beratungsgespräch erkläre er die Testmethode und die Begrifflichkeiten. Die Beratung dauere im Schnitt zwischen 30 und 45 Minuten inklusive der 15 Minuten Wartezeit auf das Ergebnis. Nejatian irritiert die Kritik von Amtsapotheker:innen: „Für Antigen-Schnelltests waren die Apotheken gut genug. Da hat sich bei der Beratung von einem positiven Fall keiner Gedanken gemacht.“ Die Apotheken seien für solche Themen ausgebildet, betont er. Sie würden die Tests unter heilberuflichen Aspekten durchführen. Ein Verbot könne dazu führen, dass private Testzentren Antikörpertests anbieten, die es nur aus Profitgründen machten. „Die Konsequenz ist verheerend.“

 

Ein weiterer Kollege springt Nejatian bei: Die Nachfrage der Kund:innen sei eindeutig vorhanden, sagt der Apotheker. Seit Anfang Juli habe er rund 150 Tests durchgeführt. Sein Gerät sei als Schnelltest zugelassen und damit zulässig. Mit dem Ergebnis erhielten die Kund:innen weder eine Diagnose noch eine Empfehlung, betont er. Ihm gehe es dabei vielmehr um die Aufklärung, vor allem auch, weil Hausärzt:innen Booster-Impfungen zum Teil auch ablehnten. Der Kundschaft sei beispielsweise der Unterschied zwischen Impfreaktion und Immunschutz nicht immer bewusst.

Kritik von Amtsapotheker:innen könne er teilweise zwar verstehen, räumt er ein. Denn momentan gebe es einen „Wildwuchs“ an Anbietern. „Wichtig ist, dass der Test den zugelassenen Standards entspricht. Dann kann mir kein Pharmazierat etwas.“ Labortests gehörten dagegen in die Arztpraxen. Er informiere jede Kund:in darüber, dass der Test den Gang in die Praxis nicht ersetze.

Pharmazierat Christian Bauer, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte in Deutschland (APD) ist, hält sich bei dem Thema noch zurück. „Die Meinungsbildung dazu ist noch nicht abgeschlossen“, sagt der Inhaber der Löwen-Apotheke Burglengenfeld. Bei der am Sonntag beginnenden Jahrestagung in Quedlinburg werde über die Tests diskutiert werden. Generell gehörten Messungen seit Jahrzehnten zu apothekenüblichen Leistungen. Auch Bauer bietet Blutzucker- oder Cholesterintests an.

Apotheken können durch das Anbieten der Tests außerdem wichtige Daten liefern, die für Evidenz und Notwendigkeit der Booster-Impfungen interessant sein könnten. Denn noch immer gibt es keine festen Richtwerte für schützende Antikörper-Titer. Britische Forscher:innen schlugen kürzlich einen Grenzwert vor – für feste Richtwerte seien jedoch größere Studien und mehr Daten notwendig, betonen Expert:innen. Genau hier könnten Apotheken einen wertvollen Dienst anbieten und einen weiteren Teil zur Pandemiebekämpfung leisten.

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