Nach anderen Telemedizin-Anbietern bietet nun auch das Portal AU-Schein.de ein Sonderangebot wegen der Corona-Epidemie an: Patienten mit Covid-19-Risiko erhalten die Krankschreibung seit kurzem kostenlos. Den Patienten soll so eine unterbrechungsfreie häusliche Quarantäne ermöglicht werden. Und AU-Schein.de verspricht, den Patienten dabei nicht aus den Augen zu lassen.
„Mit unserem neuen Service lösen wir das Problem, dass das Bundesgesundheitsministerium bei Risiko von COVID-19 zu häuslicher Quarantäne ohne Arztkontakt rät, Arbeitnehmer dafür aber eine Krankschreibung brauchen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Can Ansay das neue Angebot. „Zudem will ich die Ansteckungsgefahren vermeiden aufgrund der täglich über 10.000 unnötigen Arztbesuche wegen Krankschreibungen für Erkältung und Grippe, die wir nun alle gratis online ausstellen können.“
Seit vergangenem Donnerstag können sich Patienten deshalb vom Smartphone aus eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen, die ihnen die häusliche Quarantäne ermöglicht: Der Nutzer füllt dazu auf AU-Schein.de einen Fragebogen aus und kann dann nach Freigabe durch eine Tele-Ärztin die Krankschreibung gratis als PDF herunterladen. Wenn der Nutzer in den letzten 14 Tagen, also während der Inkubationszeit von COVID-19, in einem Risikogebiet war oder Kontakt zu einem Infizierten hatte, erhält er die Krankschreibung für maximal 14 Tage mit dem Vermerk des Grunds.
Auf Basis des Fragebogens lassen sich dann zwei Patiententypen ausmachen, erklärt Ansay auf Anfrage: mit und ohne Symptome. Erstere werden direkt aufgefordert, sich bei der nächsten zuständigen Stelle – in der Regel das Gesundheitsamt – zu melden. Diejenigen, die (noch) keine Symptome zeigen, sollen den Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums folgend zwei Wochen in häuslicher Quarantäne bleiben. In dieser Zeit sendet AU-Schein.de dem Patienten mindestens einmal täglich eine E-Mail, in der die Telemediziner abfragen, ob er eines oder mehrere der 14 von der WHO ermittelten Symptome von Covid-19 hat.
Die Nachfrage sei sehr hoch, berichtet Ansay. Allein bis Montagmorgen habe AU-Schein rund 150 Krankschreibungen wegen Sars-CoV-2 ausgestellt. Eine noch größere Wirkung als hierzulande habe sein Start-up aber in Frankreich, erklärt der Firmengründer: Dort ist AU-Schein.de seit Anfang Januar unter dem Namen arrtemalaide.fr mit einem nahezu identischen Angebot aktiv und hatte nach Ansays Angaben von Beginn an ein großes Medienecho. „Alle großen Medien haben über uns berichtet und sogar drei Minister der Regierung haben öffentlich über uns gesprochen“, sagt er. „Ein größeres Medienecho kann man als Start-up gar nicht bekommen.“
Dabei habe AU-Schein vor allem seit Beginn der Corona-Krise von staatlicher Seite massive Schützenhilfe bekommen. „In Frankreich empfehlen uns die offiziellen Stellen. Hier sagt uns jeder zweite Patient, dass er auf offizielle Empfehlung hin zu uns gekommen ist“, so Ansay. Entsprechend habe AU-Schein.de auch seinen Anteil beigetragen: Mindestens 15 der über 1000 Sars-CoV-2-Infizierten seien durch das Angebot des deutschen Start-ups identifiziert worden. Und das seien nur die Patienten gewesen, die bereits Covid-19-Symptome hatten.
AU-Schein.de gibt es seit Dezember 2018: Das Start-up begann mit dem Angebot einer digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei Erkältung, die über Whatsapp verschickt wurde, und erweiterte den Service 2019 auf weitere Krankheitsbilder. Von Anfang an war das Angebot höchst umstritten, auch vor Gericht musste sich AU-Schein.de bereits verteidigen. Der Nachfrage tut das offenbar keinen Abbruch: Bislang hat das Telemedizin-Unternehmen nach eigenen Angaben 35.000 Krankschreibungen ausgestellt.
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