Während sich der Streit mit der EU-Kommission über gekürzte Liefermengen zuspitzt, gibt es neue Schlagzeilen um den Corona-Impfstoff von AstraZeneca: „Bild“ und „Handelsblatt“ berichten, dass der Impfstoff bei älteren Menschen nur eine Wirksamkeit von 8 Prozent haben könnte. Der Konzern weist das zurück.
Den Berichten zufolge erwartet die Bundesregierung, dass der Impfstoff von AstraZeneca nur eine Zulassung für unter 65-Jährige erhalten wird. Hintergrund soll eine geringe Wirksamkeit bei Älteren sein. Der Impfstoff wird voraussichtlich am Freitag von der EU-Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen.
AstraZeneca dementierte umgehend: Die Angaben seien „komplett falsch“, teilte der Konzern mit. Gleichzeitig räumte er ein, dass die ersten veröffentlichen Daten zur Wirksamkeit tatsächlich „auf einer Auswertung von Teilnehmenden im Alter von 18 bis 55 Jahren“ beruhten. Dennoch erwarte man, dass der Impfstoff „in allen Altersgruppen ähnlich“ wirksam sei. AstraZeneca verwies unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) ältere Menschen mit einschließe. Eine Studie habe gezeigt, dass der Impfstoff auch bei Senioren eine starke Immunantwort auslöse. Allerdings heißt es in einer weiteren Studie, dass es wegen geringer Fallzahlen noch zu wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte sich nicht an Spekulationen beteiligen. Er wolle warten, bis die Daten aus den Studien ausgewertet worden seien. „Ich halte wenig davon, das jetzt in Überschriften spekulativ zu machen“, sagte Spahn am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Er sagte, man werde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse nächste Woche entscheiden, „welche Altersgruppen zuerst mit diesem Impfstoff geimpft werden“.
Für die Impfungen hätte eine Einschränkung der Zulassung dramatische Konsequenzen, denn der neue Impfstoff sollte in Arztpraxen genutzt werden, da er nicht bei extremen Temperaturen transportiert und gelagert werden wie die beiden anderen Vakzine. In Berlin denke man darüber nach, den Moderna-Impfstoff umzuverteilen, heißt es in dem Bericht. Allerdings würden die verwendeten Dosen dann anderswo fehlen. Selbst Änderungen bei der Priorisierung seien nicht ausgeschlossen, hieß es.
Derweil verlangt die EU nach der Kürzung von Liefermengen durch den Hersteller einen Zugang zu Produktionsdaten. Dies sei vertraglich vereinbart. „Daher will sich die Kommission nun anhand von Daten ansehen, in welchem Werk was wann produziert wurde“, hieß es in Kommissionskreisen.
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