Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat einen sofortigen Impfstopp für den Wirkstoff von AstraZeneca für Männer und Frauen unter 60 Jahren erlassen. Das sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Dienstag auf Anfrage. Damit folgt das Land dem Weg von Berlin – auch hier wurden die Impfungen ausgesetzt.
Nach Berlin stoppt auch NRW die Impfungen mit dem Vektorviren-Impfstoff von AstraZeneca. In der Hauptstadt wird das Vakzin nicht mehr für Menschen über 60 Jahren angewendet. Den Anfang machte die Charité. „Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind“, sagte die Sprecherin der Klinik, Manuela Zingl, am Dienstag. Auch im Kreis Euskirchen werden seit gestern Frauen, die jünger sind als 55 Jahre, nicht mit dem Wirkstoff von AstraZeneca geimpft. Nachdem eine 47-Jährige nach einer Impfung starb und eine 28-Jährige danach erkrankte, hatte der Kreis am Montag auf eigene Faust entschieden, dass Frauen dieser Altersgruppe nicht mehr mit AstraZeneca geimpft werden. „Alles andere geht normal weiter“, erklärte der Kreissprecher.
Für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca deutet sich nun eine geänderte Altersempfehlung an. Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission (Stiko) hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Der Stopp geht auf Verdachtsfälle einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) zurück. Das Paul-Ehrlich-Institut, das solche Meldungen sammelt, konstatiert in seinem Sicherheitsbericht „eine auffällige Häufung“ in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit AstraZeneca. Dem Institut wurden bis Montagmittag 31 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca gemeldet. In 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopesanrnie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich. Mit Ausnahme zweier Fälle betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Laut Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von AstraZeneca verimpft.
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