Apothekerin Christina Passi setzt in ihrer Osnabrücker Einhorn-Apotheke zum Schutz ihres Teams und der Kunden nicht nur auf Plexiglasscheiben und Mundschutz – zusätzlich zu den von der Kammer empfohlenen Pandemie-Maßnahmen hat sie ein UVC-Licht in ihrer Offizin aufgestellt. Das Gerät steht zwischen den Verkaufsplätzen und saugt die Luft an. Mittels spezieller Wellenlängen wird die Luft gereinigt.
Den Kunden fällt das relativ große Gerät positiv auf. „Viele Kunden würden sich gerne davorstellen, in der Hoffnung, dass Viren von Ihnen in das Gerät gezogen werden“, erzählt die Inhaberin. Die Lampe hat sich Passi jedoch nicht erst nach dem Sars-CoV-2-Ausbruch angeschafft. „Das Gerät habe ich nun schon bald fünf Jahre. Vorher stand es jedoch direkt am Schaufenster.“ Früher habe kaum ein Kunde den weißen, viereckigen Kasten bemerkt – heute vermittle das Gerät eine Art Sicherheit. „Bei Ausbruch des Coronavirus habe ich unter anderem das Gerät sofort zentral zwischen die Kassenplätze gezogen und die Kunden so platziert, dass diese seitlich vor dem Gerät atmen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen wie Plexiglasscheiben oder große Mengen an Mundschutz. Neben Abstand einhalten, Händedesinfektion und Atemschutz war das Gerät eine sehr plausible Maßnahme.“
Das Gerät weckt das Interesse der Kunden, manchen erklärt Passi, welches Prinzip dahintersteckt. „Das Gerät saugt zum einen die Luft im Raum an und wälzt sie um. Je nach Größe des Raumes werden unterschiedlich große Anlagen benötigt. Durch die Leuchtstoffröhren, die UVC-Licht abstrahlen, werden die Keime, die sich in der Luft befinden, dann abgetötet.“ Der Automat ist immer im Einsatz. Die Apothekerin ist sehr zufrieden mit der Anschaffung: „Mein Team ist selten krank, ob das nun ausschließlich auf das Gerät zurückzuführen ist, sei dahingestellt, aber es hat sicherlich einen positiven Einfluss.“
Das Gerät ist mobil, so konnte Passi es einfach zwischen den Kassen platzieren. Zusammen mit den bereits vor Wochen installierten Plexiglasscheiben und Abstandsmarkierungen auf dem Boden hält sie den neuen Stellplatz des Gerätes für eine sinnvolle Ergänzung. Denn die Kunden kommen immer noch zahlreich in ihre Apotheke, um sich über das neuartige Coronavirus zu informieren: „Wir beraten immer noch täglich zu den Themen Händedesinfektion, Abstandsregeln und Atemschutzmasken. Glücklicherweise hat sich die Bestellsituation bei uns momentan beruhigt. Wir kommen immer mal wieder an Desinfektionsmittel und Mundschutz, sodass wir den Kunden stetig Ware anbieten können.“ Auf die Frage nach einer möglichen Mundschutzpflicht antwortet die Apothekerin: „Aktuell gibt es in Niedersachsen ja noch keine Pflicht, aber ich gehe davon aus, dass dies kommen wird.“
UV-Strahlung steht für Ultraviolettstrahlung. Die Bezeichnung drückt aus, dass das Licht jenseits von Violett ist. Dies ist der Farbreiz mit der kürzesten Wellenlänge, der noch vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann. Das Licht besteht also in Frequenzbereichen, die der Mensch nicht mehr wahrnehmen kann. Nach der UV-Strahlung folgt die Röntgenstrahlung. UV-C-Licht hat eine Wellenlänge zwischen 100 bis 280 Nanometer. In der physikalischen Entkeimungstechnik findet dieses Prinzip schon länger Anwendung. Selbst multiresitente Krankenhauskeime können durch das Licht abgetötet werden. In Studien konnte gezeigt werden, dass eine mit MRSA kontaminierte Fläche nach 45-minütiger Bestrahlung wieder keimfrei ist.
Die Wirkung beruht auf einem photoelektronischen Gesetz: Es sind die Strahlenanteile wirksam, die vom bestrahlten Objekt absorbiert werden. Es werden die elektromagnetischen Schwingungen vom Objekt absorbiert, die zu einer Anregung und Ionisation von Molekülen des bestrahlten Objektes führen. Die zugeführte Energie verursacht unter anderem ein Aufbrechen diverser chemischer Bindungen. UVC-Strahlung ist insbesondere bei Proteinen und Nukleinsäure wirksam. Eine Bestrahlung mit UVC-Licht wirkt auf den Zellkern und die Zellwand.
Im neu errichteten Huoshenshan-Krankenhaus in Wuhan nutzt man UVC-Strahlung zur Dekontamination von Schutzausrüstung: Mediziner und Pflegepersonal, die die Isolierstationen verlassen, werden in einer Schleuse rund 30 Sekunden lang von allen Seiten mit hocheffizientem UVC-Licht bestrahlt.
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