Apotheker optimiert Impfstoffaufbereitung Alexandra Negt, 15.01.2021 09:50 Uhr
In der Theorie ist den meisten Pharmazeuten klar, dass ein unkonserviertes Mehrdosenbehältnis zur Weiterverarbeitung unter eine Werkbank gehört. Die Praxis zeigt in Bezug auf die pandemische Impfung gerade ein anderes Bild: Da können sich die meisten mobilen Teams glücklich schätzen, wenn sie einen freien Schreibtisch in einem ungenutzten Büro gestellt bekommen. Christian Heckmann und sein Team wollen es anders machen. „Es muss doch möglich sein, auch mobil einen sicheren Impfstoff zu bekommen!“ Gesagt getan. Kurzerhand baute der Apotheker mit fleißigen Helfern eine Werkbank in ein ehemaliges Fahrzeug der Feuerwehr ein. Damit nicht genug, auch an geeignete Kühlschränke und Transportboxen wurde gedacht.
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In den Sterillaboren benötigt es eine lange Einarbeitungszeit, bis man eigenständig herstellen darf, denn aseptisches Arbeiten will gelernt sein. Doch egal wie erfahren Apotheker oder PTA sind: Ohne geeignete Geräte kann keine aseptische Arbeitsweise erzielt werden. Vor diesem Problem stand auch Heckmann als er die Organisation der mobilen Impfteams für den Landkreis Kassel übernahm.
Eigentlich arbeitet Heckmann in der Post-Apotheke in Kassel. Hier stehen ihm alle benötigten Geräte zu Verfügung. Dass er keine Sicherheitswerkbank mit auf Tour nehmen konnte, war dem Pharmazeuten schnell klar. Doch ganz ohne laminaren Luftstrom wollte er den Biontech-Impfstoff auch nicht auseinzeln. Er informierte sich und entschied sich für den Einsatz einer Rezepturwerkbank. „Hierbei handelt es sich sicherlich nicht um eine Sicherheitswerkbank, unter der auch Zytostatika verarbeitet werden können, doch durch die gefilterte Luft erhalten wir einen sehr reinen Arbeitsbereich.“ Das von Heckmann ausgewählte Gerät wird in Reinraumklasse 100 eingestuft. Durch diese Kategorisierung können sterile Zubereitungen unter aseptischen Bedingungen in geschlossenen Systemen hergestellt und umgefüllt werden.
Somit beweist der Apotheker in einem ersten Schritt, dass es auch anders geht. „Mobil bedeutet nicht, dass die Qualität leiden muss.“ Neben der Rezepturwerkbank hat sich der Apotheker auch um eine gesicherte Lagerung des Impfstoffes gekümmert. Ein temperaturüberwachter Kühlschrank, wie man ihn aus der Apotheke kennt, befindet sich ebenfalls im Fahrzeug. Fällt mal der Strom aus, so müssen er und sein Team nicht in Panik geraten – auch unterwegs verfügt das Gerät über Notstrom. Um die Qualität auch nach der Herstellung zu sichern, haben er und seine Kollegin nach Lösungen für den kurzen Transport vom Fahrzeug in die Einrichtung gesucht. Um die Spritzen weitestgehend vor anderen Spritzen und Erschütterungen zu schützen, werden die fertigen Impfdosen in abgeteilte, mit Schaumstoff ausgekleidete, Transportboxen überführt.