Masken richtig tragen

Apotheken sehen Abda-Hinweise kritisch

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Berlin -

Ab Montag gilt in allen Bundesländern in den öffentlichen Verkehrsmitteln und im Einzelhandel Maskenpflicht. Mund-Nasen-Schutz und FFP-Masken sind zur Mangelware geworden. Ausgeholfen wird mit selbstgenähten Stoffmasken. Wie das Tragen und Aufbereiten dieser Masken jeweils funktioniert, darüber informiert aktuell die Abda. Das Team der Tasmania und der Atoll Apotheke in Berlin wird den Flyer den Kunden nicht zur Verfügung stellen – falsch und riskant seien die Hinweise. 

Im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus müssen sich die Menschen in ganz Deutschland ab kommender Woche auf das Tragen von Masken einstellen. Eine Tragepflicht soll in allen Bundesländern im öffentlichen Nahverkehr und mit wenigen Ausnahmen auch beim Einkaufen gelten. Somit stellt sich auch vermehrt die Frage nach dem richtigen Umgang mit den Masken. Apotheker und PTA beraten die Kunden seit Wochen dazu, wie die Mundschutze richtig auf- und abgesetzt werden, wie häufig man diese verwenden kann und wie man sie richtig reinigen kann. Je nach Maskentyp unterscheiden sich die Tragedauer und das Reinigungsverfahren.

Die Abda stellte per BAV-Rundschreiben gestern eine Übersicht zu dem Thema „Masken richtig tragen“ zur Verfügung. Die Übersicht ist in Form eines Flyers gestaltet, enthält stichpunktartige Hinweise zum Umgang mit Masken und kann vom Apotheker ausgedruckt und dem Kunden zu Verfügung gestellt werden. Als das Team der Tasmania Apotheke in Berlin den Kundenflyer heute Morgen durchlas, waren direkt alle einer Meinung: „Das werden wir unseren Kunden nicht zur Verfügung stellen.“ Die Aussage ist deutlich, denn die Hinweise seien teilweise unzureichend, schlichtweg falsch oder sogar verboten. „Wie kann ich einem Kunden empfehlen, einen Einmalartikel maximal dreimal zu tragen, das müssen Sie mir mal erklären“, heißt es seitens der Apotheke. Auf der Übersicht der Abda heißt es zum Tragen des einfachen Mund-Nasen-Schutzes: „Medizinische Einwegmasken spätestens nach dreimal Tragen in einem geschlossenen Mülleimer entsorgen.“ Die Apotheke verweist darauf, dass Daten zu Einmalartikeln nur für den einmaligen Gebrauch erhoben wurden, da braucht man nicht weiterzudiskutieren. Die Apotheke ist sich sehr wohl bewusst, dass häufig nicht genügend Mengen Mundschutz vorhanden sind, eine Empfehlung dieser Art dürfte man trotzdem nicht aussprechen.

Auch mit einem weiteren Punkt sind die Teams der Tasmania- und der Atoll-Apotheke unzufrieden: „das Trocknen im Backofen wurde doch nun schon häufig genug als ungeeignet eingestuft. Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat man auf diesen Fehler bereits hingewiesen.“ Auf der Übersicht der Abda heißt es: „Bei 80°C im vorgeheizten Backofen für ca. 30 Minuten trocknen lassen.“ Ein Backofen sei kein qualifiziertes Gerät gibt die Apotheke zu bedenken. Ob jeder Backofen eine 80 Grad Einstellung hat, sei fragwürdig, genauso wie die Annahme, dass die Temperatur konstant gehalten werden würde. Wer seinen Mundschutz im Backofen trocknet, der würde auch immer die Gefahr einer Keimverteilung eingehen.

Auch Experten der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung (DGSV) haben die Verwendung von einfachen Backofen bereits für ungeeignet eingestuft: Die Temperaturangaben entsprächen häufig nicht den tatsächlich im Inneren herrschenden Werten. Zudem sei die Temperaturverteilung unregelmäßig und nicht überwacht. Auch hier können noch nicht abgetötete Viren mit der Abluft verbreitet werden. Das gleich gelte natürlich auch für andere Keime, die sich auf den Masken befinden. Die private Dekontamination von Atemschutzmasken sei kritisch zu bewerten und sollte in der eigenen Wohnung nur erfolgen, wenn eine Infektion ausgeschlossen ist.

Zudem kritisiert die Apotheke, dass die Temperaturangabe falsch ist. In der Vorlage für den Krisenstab, in der über den Einsatz von Schutzmasken in Einrichtungen des Gesundheitswesens berichtet wurde, ist eine Temperatur von 65 bis 70 Grad zur Wiederaufbereitung von einfachem Mund-Nasen-Schutz angegeben. Diese Verfahrensweise ermögliche einen Mehrfachgebrauch von einfachem Mund-Nasen-Schutz. Die Vorgehensweise bezieht sich aber auf Situationen in Kliniken – Krankenhäuser verfügen über Trockenschränke oder ähnliche Geräte, die speziell dem Zweck der Wiederaufbereitung dienen.

Die selbstgenähten Masken sollen laut Flyer gewaschen werden. Hier gibt die Abda eine Temperatur von 60 Grad an. Für eine ausreichende Dekontamination der Maske empfehlen Experten eine Temperatur von mindestens 60 Grad, besser 95 Grad. Masken aus Baumwollstoff halten solche Temperaturen aus. Die Apotheke bemängelt auch, dass hier keine Zeitangabe hinzugefügt wurde. Die Meinung der beiden Apotheken ist eindeutig: Den Flyer der Abda werden sie nicht austeilen. Die Sache an sich sei sehr gut, es sei wichtig, den Kunden etwas mit an die Hand geben zu können, doch leider sei die Umsetzung nicht optimal erfolgt.

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