Italien

Apotheken in Corona-Gebieten: Das sind die Regeln

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Berlin -

Leere Straßen, leere Spielplätze, leere Regale: In der „roten Zone“ in Norditalien steht das Leben weitestgehend still. Und das Coronavirus Sars-CoV-2 scheint sich weiter auszubreiten, auch in angrenzenden Regionen steigt die Nervosität. Der italienische Apothekerverband Federfarma hat bereits einen Leitfaden an seine Mitglieder herausgegeben: Wenn ihre Region zur roten Zone wird, müssen künftig Sonderregeln eingehalten werden.

Elf Gemeinden in der Lombardei mit rund 50.000 Einwohnern sind besonders betroffen: Sie stehen seit Tagen unter Quarantäne, die Bewegungsfreiheit der Anwohner ist stark eingeschränkt, Straßen in die und aus den Orten werden von Polizei und Carabinieri abgeriegelt, Züge und Busse dürfen nicht halten, die Schulen bleiben geschlossen. Personen, die die Gebiete betreten oder verlassen wollen, brauchen eine Ausnahmegenehmigung. Reporter in betroffenen Gebieten berichten von Menschen, die beinahe flehentlich versuchen, entgegen der Anordnungen in die Sperrgebiete zu kommen, um nahe Verwandte herauszuholen.

Um dennoch eine Mindestversorgung mit Lebens- und Arzneimitteln sicherstellen zu können, haben die Behörden sterile Korridore eingerichtet, über die die Lieferung abgewickelt wird – selbstverständlich müssen dabei alle Beteiligten Schutzanzüge tragen. Und so schnell wird der Spuk nicht vorbei sein: Die Regierung hat angekündigt, dass die Maßnahmen voraussichtlich mehrere Wochen aufrechterhalten werden.

Betroffen sind aber auch weitere Gebiete in Norditalien, wenn auch nicht so existentiell: Denn neben der roten Zone gibt es auch die gelbe Zone in den norditalienischen Regionen Lombardei, Piemont und Venetien. Ziel der Maßnahmen ist dort, zumindest größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Bars und andere Unterhaltungsbetriebe müssen deshalb zwischen 18 und 6 Uhr geschlossen bleiben, öffentliche Veranstaltungen werden abgesagt, Sportevents finden vor leeren Rängen statt und selbst Modelegende Giorgio Armani hat die Besucher seiner Modenschau ausgeladen.

Zwischen der Lombardei und Venetien eingeklemmt liegt die italienische Provinz Trentino-Südtirol – sie zählt noch nicht zur gelben Zone, aber die Einschläge kommen näher. „Im Moment ist noch alles ruhig und alles funktioniert normal, wir sind ja noch kein Risikogebiet“, sagt Florian Peer, Inhaber der Peer-Apotheke in Brixen. „Aber wir rechnen damit, dass es weitergeht.“ Von Panik könne keine Rede sein, Peer hat mit denselben Problemen zu kämpfen wie viele seiner Kollegen in Deutschland: Es gibt keine Atemschutzmasken und keine Desinfektionsmittel mehr. „In Bozen kommt es bereits zu Hamsterkäufen“, erzählt er. „Die Verunsicherung ist groß, viele Kunden fragen nach dem Virus. Wir haben deshalb die Informationen schon ausgehängt.“

„Die Informationen“ kommen vom Apothekerverband Federfarma, der wiederum die Vorgaben der Regierung umsetzt: Die hat einen Flyer herausgegeben mit der Bitte, ihn in Apotheken auszuhängen und Patienten auszuhändigen. Darin stehen einerseits die üblichen praktischen Tipps – regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren, engen Kontakt mit Infizierten vermeiden und dergleichen – andererseits aber auch Richtigstellungen: „Produkte Made in China und Pakete aus China sind nicht gefährlich“ beispielsweise. Das Rundschreiben des Verbands soll den Apothekern allerdings nicht nur Rüstzeug für die Kundenkommunikation an die Hand geben, sondern auch für den eigenen Betrieb. „Im Moment ist relativ klar, was passiert, wenn man Risikogebiet wird“, erklärt Peer. Das Rundschreiben enthält klare Handlungsanweisungen für die zwei möglichen Ernstfälle: die Heraufstufung zur gelben und die zur roten Zone.

Apotheken, deren Gebiet zu einer gelben Zone heraufgestuft wird, müssen demnach – anders als beispielsweise Freizeitbetriebe – zu festgelegten Zeiten geöffnet bleiben und auch ihre Notdienste weiter nach Plan durchführen. Darüber hinaus gibt der Verband den Apothekern vier praktische Vorgaben zur Infektionsvermeidung mit: „Führen Sie den Betrieb normal geöffnet durch und vermeiden sie vorsorglich, dass sich eine große Anzahl von Personen in der Apotheke aufhält“, heißt es da beispielsweise. Auch ein Sicherheitsabstand, der ungefähr dem des normalen Diskretionsabstands am HV entspricht, müsse eingehalten werden. „Vermeiden Sie engen Kontakt mit Personen, die die Apotheke betreten, und insbesondere mit Personen, die offensichtliche Symptome von Atemproblemen haben“, heißt es im zweiten Punkt.

Außerdem verweist Federfarma im dritten und vierten Punkt auf die gängigen Hygienevorschriften zur Infektionskontrolle: „Berühren Sie Augen, Nase und Mund nicht mit den Händen, wenn diese zuvor nicht gewaschen und anschließend mit einer hydroalkoholischen Desinfektionslösung desinfiziert wurden“, heißt es da und: „Reinigen Sie die Oberflächen, die Kontakt mit Desinfektionsmitteln auf Chlor- oder Alkoholbasis haben.“ Der Leitfaden enthält allerdings auch praktische Hinweise: Er beinhaltet auch Rezepturanweisungen zur eigenen Herstellung von Desinfektionsmitteln.

Haben auch die Sicherheitsmaßnahmen in einer gelben Zone nicht geholfen und wird diese hochgestuft, zieht auch Federfarma das Reglement an: Auch dann müssen Apotheken weiterhin normal geöffnet bleiben – es kommt aber nicht mehr jeder herein: „Vergewissern Sie sich, dass diejenigen, die Zugang zu den Apotheken haben, ein individuelles Schutzgerät tragen oder besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen, die möglicherweise von der ATS-Präventionsabteilung oder den Verordnungen der Bürgermeister der betreffenden Gemeinden festgelegt wurden“, heißt es im Leitfaden.

Zusätzlich zum Atemschutz sollen die Apothekenmitarbeiter dann auch kontrollieren, dass Kunden auf die Desinfektion achten: Im Verkaufsraum müsse den Kunden „eine ausreichende Anzahl von Spendern mit hydroalkoholischen Desinfektionslösungen“ zur Verfügung gestellt und geprüft werden, ob jeder Kunde diese sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen der Offizin auch benutzt. Dass die Apothekenteams im Falle einer Abriegelung auch wirklich an ihren Arbeitsplatz kommen, werde die Regierung im Ernstfall sicherstellen, kündigt der Verband an, ebenso werde gewährleistet, dass Großhändler die Apotheken erreichen, um Ware anzuliefern.

Zumindest Peer fühlt sich aufgrund der Maßnahmen gut auf eine eventuelle Verschärfung der Situation vorbereitet – nur die Frage der Schutzausrüstung für Apothekenmitarbeiter sei noch ungeklärt. Mit dem bisherigen Krisenmanagement der Regierung ist er dennoch zufrieden: „Im Moment passt es“, sagt er.

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