Richtwerte für den Immunschutz

Antikörpertiter: Forscher schlagen Grenzwert vor

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Berlin -

Die Booster-Impfungen sind bereits in vollem Gange. Viele Expert:innen halten sie jedoch nur dann für sinnvoll, wenn zuvor ein Antikörpertiter bestimmt wurde. Denn oftmals ist der Schutz noch ausreichend – in anderen Fällen wird der Booster nicht empfohlen, obwohl der Titer extrem niedrig ist. Bislang gibt es noch keine offiziellen Richtwerte für einen ausreichenden Antikörpertiter. Britische Forscher:innen haben nun einen Grenzwert im Fachjournal „Nature Medicine“ vorgeschlagen – dieser soll als Diskussionsgrundlage dienen.

Bei den meisten Viruserkrankungen gibt es mittlerweile ein Immunkorrelat: Dabei handelt es sich um einen messbaren Wert, welcher Auskunft über den Immunschutz gibt. Er zeigt an, ob Betroffene im Fall einer erneuten Infektion vor der Krankheit geschützt sind. Anhand dessen könnten auch bei Sars-CoV-2 wichtige Hinweise und eine Evidenzgrundlage für die Notwendigkeit einer Auffrischungsimpfung gegeben werden. Für Sars-CoV-2 kommt dafür bislang vor allem die Bestimmung der bindenden Antikörper in Frage – obwohl diese nur einen Teil der Immunreaktion abbilden. Denn die zelluläre Immunantwort bleibt bei diesem Messwert außen vor.

Vorschlag für Grenzwert

Forscher:innen der Universität Oxford haben nun Antikörper-Grenzwerte als Immunkorrelat vorgeschlagen. In ihrer Veröffentlichung machen sie dabei konkrete Angaben zu Binding Antibody Units-Richtwerten (BAU): Ihren Untersuchungen zufolge sei ein 80-prozentiger Schutz vor einer symptomatischen Covid-Infektion bei 264 BAU/ml von gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2 gerichteten IgG-Antikörpern beziehungsweise 506 BAU/ml von gegen die Rezeptorbindedomäne des Spike-Proteins gerichteten IgG-Antikörpern gegeben.

Die Angaben des Teams gelten jedoch nur für Personen, die zweimal mit dem Impfstoff Vaxzevria von AstraZeneca geimpft wurden. Hintergrund ist, dass dieser gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt wurde. Die aktuelle Untersuchung ist Teil einer fortführenden Zulassungsstudie des Vakzins. Aufgrund des Zeitfensters der Studie beziehen sich die Werte allerdings nur auf die damals vorherrschende Alpha-Variante. Daher sollen die Grenzwerte zunächst nur als Diskussionsgrundlage dienen.

Auch für Spikevax von Moderna gibt es bereits Daten zu ähnlichen Untersuchungen. Die herausgestellten Antikörper-Grenzwerte lagen in ähnlichen Bereichen wie die von Vaxzevria. Da sich das Virus mittlerweile jedoch weiterentwickelt hat, sind weitere und vor allem großangelegte Studien notwendig, um feste Richtwerte ermitteln zu können, wie Expert:innen betonen.

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