Vor etwa zwei Wochen konnte der Hersteller Lilly den Erfolg seines getesteten Antikörpers bei leichten und mittleren Erkrankungsverläufen von Covid-19 verzeichnen. Nun hat mit Regeneron ein weiterer Hersteller positive Daten für die Antikörper-Therapie bekanntgegeben.
Die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern bei moderaten Covid-Verläufen scheint erfolgreich zu sein: Regeneron hat die beiden Antikörper „Regn10933“ und „Regn10987“ unter dem Namen „Regn-CoV2“ zusammengefasst und an ambulanten Patienten mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen getestet. Das Ergebnis einer Zwischenanalyse: Die Viruslast konnte gesenkt werden, die Patienten erholten sich schneller.
Die Studie geht laut Hersteller nahtlos in die verschiedene Testphasen über. Untersucht werden zwei verschiedene Dosierungen: Die Probanden erhalten entweder eine einmalige Infusion von 8 g oder 2,4 g von Regn-CoV2 oder Placebo. Mehr als 2000 Patienten sollten in die aktuelle Studie einbezogen werden. Unter den ersten 275 Probanden wurde die Infektion durch einen Abstrich nachgewiesen. 64 Prozent wiesen einen oder sogar mehrere Risikofaktoren für einen schweren Covid-Verlauf auf. Die Patienten wurden in einem milden Erkrankungsstadium ambulant mit dem Antikörper behandelt. Knapp die Hälfte der Teilnehmer hatte bereits Antikörper gegen das Virus gebildet und war seropositiv, 41 Prozent waren seronegativ bei negativem Antikörpertest, bei 14 Prozent blieb der serologische Status unklar.
Am deutlichsten zeigte sich der Effekt der Behandlung bei Patienten mit besonders hoher Viruslast, bei denen der Körper noch keine eigenen Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickelt hatte. Bei seropositiven Patienten konnten zu Studienbeginn niedrigere Viruskonzentrationen nachgewiesen werden. Auch ohne Verabreichung des Antikörpers erholten sie sich schneller – im Durchschnitt nach sieben Tagen. Die Behandlung mit dem Antikörper-Cocktail zeigte nur wenig Wirkung. Seronegative Patienten hingegen verfügten über eine höhere Viruslast, sie brauchten insgesamt länger für eine Genesung – im Durchschnitt rund 13 Tage. Bei nasopharyngalen Abstrichen konnte die Viruslast deutlich verringert werden.
Die stärkere Dosierung zeigte eine umgerechnet zehnmal so starke Wirkung wie die niedrige Antikörper-Dosis. Beide Stärken wurden von den Probanden gut vertragen. Es gab keine Todesfälle und nur zwei schwerwiegende Ereignisse unter der Hochdosis sowie eins unter der Niedrigdosis. Bei den seronegativen Patienten kam es unter der hohen Dosis in 4,9 Prozent zu einer Verschlechterung des Zustandes, unter der niedrigen Dosierung waren es 7,7 Prozent, bei Placebo sogar 15,2 Prozent.
Kürzlich konnte auch ein von Lilly erprobter Antikörper erstmals Wirkung zeigen und die Viruslast reduzieren. Der Antikörper „LY-CoV555“ ist aus einer Zusammenarbeit mit Abcellera entstanden: Nachdem der Antikörper von Abcellera entdeckt und vom NIAID Vaccine Research Center getestet wurde, entwickelte Lilly ihn innerhalb von knapp drei Monaten weiter. Ursprünglich stammt er aus einer Blutprobe von einem genesenen Covid-Patienten. Es handelt sich dabei um einen neutralisierenden monoklonalen IgG1-Antikörper, der gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2 gerichtet ist. Durch den Antikörper soll die Anhaftung des Virus und der Eintritt in menschliche Zellen blockiert werden.
Eine Zwischenanalyse der Studie „Blaze-1“ zeigte eine verringerte Hospitalisierungsrate bei Patienten, die mit LY-CoV555 behandelt wurden. Die Teilnehmer der Studie – alle mit leichten bis mittelschweren Verläufen – wurden in vier Gruppen (Placebo, 700 mg, 2800 mg und 7000 mg) unterteilt. Primärer Endpunkt war eine Änderung der Viruslast am 11. Tag gegenüber dem Ausgangswert. Dieser wurde lediglich bei der höchsten Dosierung des Antikörpers erreicht.
„Diese vorläufigen Daten aus der Blaze-1-Studie legen nahe, dass LY-CoV555 – ein Antikörper, der spezifisch gegen Sars-CoV-2 gerichtet ist – eine direkte antivirale Wirkung hat und covidbedingte Krankenhausaufenthalte reduzieren kann", sagte Dr. Daniel Skovronsky, Lilly´s wissenschaftlicher Leiter und Präsident der Lilly Research Laboratories. „Die Ergebnisse bestätigen unsere Überzeugung, dass neutralisierende Antikörper im Kampf gegen Covid-19 helfen können.“
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