Ambulante Covid-Patienten: Mehr tun als abwarten Cynthia Möthrath, 19.01.2021 14:08 Uhr
Wenn es um die Behandlung von Covid-Patienten geht, stehen vor allem solche mit schweren Verläufen im Fokus. Einen weitaus größeren Anteil machen jedoch Erkrankte mit leichten Verläufen aus, die unter typischen Erkältungssymptomen leiden. Konkrete Leitlinien zur Behandlung dieser Patienten gibt es nicht. Häufig fühlen sie sich daher alleingelassen mit ihren zum Teil dennoch massiven Beschwerden. Pohl-Boskamp hat eine Studie zu Gelomyrtol gestartet – unter dem Motto „Atemwegsinfekte in Zeiten von Corona: Isolieren und Therapieren“.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nehmen maßgeblich Einfluss auf andere Erkältungsinfekte. Schaut man sich die Zahlen der vergangenen Jahre an, so stellt man fest, dass die Anzahl auf etwa ein Drittel der „normalen“ Fälle gesunken ist, erläuterte Internist und Pneumologe Dr. Kai-Michael Beeh beim virtuellen Kompetenzkolleg von Pohl-Boskamp.
Keine Empfehlungen für milde Verläufe
Bei Betrachtung der Covid-Erkrankungen sieht man schnell, dass der Großteil der Betroffenen an milden Verläufen erkrankt, die ambulant behandelt werden – immerhin rund 80 Prozent. Doch von „Behandlung“ kann kaum die Rede sein, denn die offiziellen Leitlinien machen keinerlei Angaben zu Therapieoptionen dieser Patientengruppe. Es werden lediglich Hinweise zu Isolation und Überwachung gegeben. „Aber keine Hinweise auf eine Behandlung“, erläutert Beeh.
Für die Patienten kann das besonders belastend sein, denn Erkältungssymptome führen seit der Pandemie zu einer massiven Stigmatisierung. Hinzu kommt die Sorge vor möglichen Spätfolgen. Beeh spricht in diesem Zusammenhang von einer „Bagatellisierung von Atemwegsinfekten“. Apotheker Steffen Kuhnert aus Köln sieht eine weitere Problematik, die schon bald im Apothekenalltag zum Tragen kommt: „Demnächst beginnt wieder die Allergiezeit – das ist für Betroffene ein Problem.“ Denn sie kommen in Erklärungsnot: „Wir lernen grade, dass auch das Symptom Husten ernster genommen werden sollte“, meint Kuhnert. Außerdem könnten Apotheken Aufklärungsarbeit leisten und beratend tätig werden: „Nicht jeder Husten ist gleich Covid-19.“
Der Apotheker macht allerdings eine weitere Beobachtung: „Wer hustet, geht oft gar nicht mehr in die Apotheke.“ Das bestätigt auch Dr. Petra Sandow, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Berlin. Die meisten ihrer Patienten rufen an und lassen sich telefonisch „behandeln“. Wichtig sei allerdings auch die Aufklärung bei einem positiven Corona-Test. „Nicht alle Menschen erkranken schwer“, meint Sandow. Es sei wichtig, den Erkrankten mit milderen Verläufen die Sorge zu nehmen und deren Angst „runterzufahren“.
Psychische Belastungen nicht unterschätzen
Bislang werden mild Erkrankte nur häuslich isoliert und ansonsten weitestgehend alleingelassen. „Die Isolation ist absolut sinnvoll und ein wichtiger Baustein“, findet Beeh. In Wirklichkeit seien die Quarantänemaßnahmen zu Hause aber oft nicht gut umsetzbar, beispielsweise in großen Familien oder auf engem Raum. Sich vom Rest der Familie innerhalb der vier Wände zu isolieren, sei oft schlichtweg unmöglich. Dabei mache sich auch innerhalb der Familie große Unsicherheit breit. Die psychische Belastung sei daher nicht zu unterschätzen: „Erkältungen hat man schon häufiger durchlaufen, aber Covid-19 ist ganz neu.“ Viele würden einen positiven Test erhalten – „aber es wird nichts getan. Betroffene fühlen sich alleingelassen“, erklärt Beeh.
Besonders der Husten würde bei ambulanten Covid-Patienten oft noch lange andauern. Der subakute Husten sei jedoch nicht ungewöhnlich: Auch von anderen Erregern sei langanhaltender Husten durch post-virale bronchiale Überempfindlichkeit bekannt. Obwohl es keine offiziellen Richtlinien gebe, sei wichtig, dass etwas gegen den Husten getan werde, erklärt Sandow. Eine unterstützende Therapie könne dafür sorgen, dass die Betroffenen schneller asymptomatisch werden und die Virusausscheidung verringert wird. „Bei Husten gibt es eindeutige Empfehlungen.“ Auch Beeh verweist auf die Leitlinie der akuten viralen Bronchitis. Auch wenn Covid-Patienten als „neue Gruppe“ gelten, würde hier die Husten-Leitlinie greifen und klare Angaben zur Therapie machen.
Sandow stellt in diesem Zusammenhang die Bedeutung des grünen Rezepts heraus: „Es hat eine andere Wertigkeit, als die Empfehlung einfach nur auszusprechen.“ Auch von Patientenseite sei aufgrund der Stigmatisierung der Druck mittlerweile gewachsen. „Die Menschen sind auch bei einer Erkältung eher bereit, eine Therapie zu starten.“ Es werde zwar viel neu geforscht, jedoch kämen auch Mittel aus dem Bestandsmarkt infrage, meint Beeh. Er sieht sogar vielmehr die Gefahr, sich in einer Vielzahl zu verrennen.
Eine gute Empfehlung sei beispielsweise Gelomyrtol forte mit dem Spezialdestillat ätherischer Öle ELOM-080, finden die Experten. Vor allem für ambulante Covid-Patienten sei das Phytotherapeutikum eine gute Empfehlung, da es sich um eine evidenzbasierte Therapie handle: Gelomyrtol verbessere den natürlichen Schutz- und Reinigungsmechanismus bis in die tiefen Atemwege. Die Aktivität der Flimmerhärchen wird deutlich gesteigert, der Schleim verflüssigt und dadurch das Sekret mit anhaftenden Bakterien und Viren schneller abtransportiert.
Pohl-Boskamp will seinen Klassiker nun sogar an hospitalisierten Covid-Patienten testen lassen. Die „Covari-Studie“ hat kürzlich die erforderlichen Genehmigungen erhalten, sodass nun Patienten eingeschlossen werden können. Erste Ergebnisse der multizentrischen Untersuchung werden im Jahresverlauf erwartet.