Comirnaty ist begehrt – umso ärgerlicher ist es, wenn der Covid-19-Impfstoff von Biontech aufgrund eines Transportschadens nicht zu den Patient:innen gelangt. Limberger beliefert insgesamt 16 Praxen mit Impfstoffen gegen Covid-19. Die Ärzt:innen sind engagiert und bestellen zahlreiche Vials, um möglichst vielen Patient:innen ein Impfangebot machen zu können. In der vergangenen Woche wurden dem Apotheker von Alliance Healthcare Deutschland (AHD) insgesamt 100 Vials von Comirnaty zugesagt. Der Biontech-Impfstoff war für 600 Patienten gedacht.

Als Limberger allerdings die Ware seines Hauptlieferanten erhielt und der Qualitätskontrolle unterzog, ahnte er nichts Gutes: Die Fläschchen waren zwar nicht zerbrochen. „Man konnte aber sehen, dass die Vials durchgeschüttelt waren. Sie waren einer größeren Kraft ausgesetzt.“ Der Schaden müsse zwischen dem Abpacken und Ausliefern geschehen sein. Der Apotheker informierte gemäß der Arbeitshilfe der Bundesapothekerkammer (BAK) zur Qualitätssicherung sofort den Großhändler. „Ich habe auch Ersatz verlangt, wohl wissend, dass das gar nicht möglich ist.“ Ein Versuch, denn er konnte sich vorstellen, wie die Ärzt:innen auf diese Nachricht reagieren würden.

Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Impfstoff nicht geschüttelt werden darf, da sonst der Inhalt zerstört wird. Bei Comirnaty wird die mRNA in eine Art Hülle verpackt, die aus Lipiden besteht. Diese fettartigen Moleküle sind wichtig, damit der Wirkstoff nicht abgebaut, sondern freigesetzt wird und die Impfung ihre Wirkung entfalten kann: Ein Schütteln bewirkt, dass der Impfstoff unwirksam wird. Die intakte Lipidummantelung ist wichtig, damit die mRNA in die Zelle gelangen kann. Ohne diese Hülle baut der Körper die mRNA zusätzlich zu schnell ab, sodass kein Impfschutz aufgebaut werden kann. Das Vakzin enthält darüber hinaus mehrere Hilfsstoffe, unter anderem eigens entwickelte Verbindungen, die die Ladung der mRNA neutralisieren. Durch zu starke Erschütterungen im aufgetauten Zustand können die Strukturen beschädigt werden und aggregieren – die mRNA wird zerstört. Nur im ultratiefgekühlten Zustand ist die Suspension stabil.

 

In den Praxen habe es „lange Gesichter“ gegeben, sagt Limberger. Der Apotheker zeigt Verständnis für die Reaktion der Ärzt:innen. Immerhin sei die Planung der Impfung mit viel Organisation verbunden. Die passenden Patient:innen müssen aus dem Datenstamm herausgesucht und die Termine vereinbart werden. Mit den 100 Vials hätten 600 Menschen geimpft werden können. Ein Transportschaden ist deshalb besonders ärgerlich. Als er den Ärzt:innen jedoch gezeigt habe, wie die Durchstechflaschen aussahen, hätten sie verstanden, dass sie nicht mehr verwendbar gewesen seien.

Was letztlich zum Transportschaden geführt hat, ist unklar. „Wir können bestätigen, dass es letzte Woche bei einer Auslieferung& von Freiburg nach Denzlingen zu einen Transportschaden kam“, sagt eine Unternehmenssprecherin. „Eine neue Lieferung wurde sofort beauftragt. Die entsprechenden Impfstoffmengen hat unser Kunde bereits erhalten. Die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr.“ Mit dem Service seines Großhändlers ist der Apotheker zufrieden. AHD habe die Retoure „sauber abgewickelt“, sagt Limberger. Der Außendienst schickte eine Aufmerksamkeit als Entschuldigung.

Biontech habe die Ware abgeholt. Eine andere Reaktion, als die Ware nicht weiterzugeben, kam für den Apotheker nicht infrage. „Wir konnten die Vials ja nicht einfach neu ausrichten und aufstellen.“ Allerdings fühle man angesichts der geringen Verfügbarkeit schon einen gewissen Druck, da man sich verantwortlich fühlt. „Jeder strengt sich an und macht das, was er für richtig hält.“