Der Ärzteverband Marburger Bund dringt auf eine weitere Verlängerung des Lockdowns, um schwere Corona-Fälle nicht nur in Intensivstationen abzuwenden.
Die Vorsitzende Susanne Johna sagte: „Die derzeitigen Kontaktbeschränkungen scheinen mehr und mehr zu wirken.“ Der eingeschlagene Weg sollte daher vorerst weiter beschritten werden, bis die Infektionszahlen ein beherrschbares Niveau erreicht hätten. „Wir brauchen in den Kliniken weiter dringend eine Entlastung.“ Gingen die Covid-19-Fälle zurück, helfe das Ärzten, aber auch Patienten mit verschobenen Eingriffen.
Sie störe, dass in der öffentlichen Wahrnehmung vielfach allein die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten und Todesfälle als Gradmesser für die Gefährlichkeit des Virus gelten. „Es gibt Tausende von Patienten, die auf Normalstationen und in Ambulanzen behandelt werden und erhebliche Krankheitssymptome aufweisen“, sagte Johna vor Beratungen von Bund und Ländern zum weiteren Vorgehen am Dienstag. Ein relevanter Teil dieser Patienten werde in den nächsten Monaten noch unter Einschränkungen leiden und möglicherweise dauerhafte Organschäden haben. Hinweise auf Langzeitfolgen gebe es inzwischen zuhauf. „Jede vermiedene Infektion trägt auch dazu bei, solche Patientenschicksale zu verhindern. Daran sollten wir alle gemeinsam ein Interesse haben.“
Die Verbandschefin betonte: „Der Lockdown ist kein Patentrezept, aber ohne ihn wären wir in den Krankenhäusern in noch viel größere Probleme gekommen.“ Das werde von Kritikern der Maßnahmen häufig übersehen. Johna mahnte außerdem an, das Impftempo weiter zu forcieren. Die Terminvergabe sollte so unkompliziert wie irgend möglich laufen. „Da ist noch viel Luft nach oben.“ Zudem müssten ältere Menschen, die in den eigenen vier Wänden wohnen und immobil sind, zügig das Angebot erhalten, zu Hause geimpft zu werden.
Einer Umfrage zufolge unterstützt eine deutliche Mehrheit der Deutschen ebenfalls eine Verlängerung des Corona-Lockdowns über den 31. Januar hinaus. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 40 Prozent sogar für eine Verschärfung der bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aus, weitere 21 Prozent sind für eine Beibehaltung der bisherigen Beschränkungen. Nur 13 Prozent plädierten für ein Ende des Lockdowns, 17 Prozent für eine Lockerung. 8 Prozent machten keine Angaben. Die Zahl der Lockdown-Gegner hat damit im Vergleich zu Anfang Januar nur leicht zugenommen. Damals waren 11 Prozent für eine Abschaffung aller Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus und 17 Prozent für eine Entschärfung.
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