Impfung für alle

Ärzte befürchten „Tumulte“ bei Prio-Aufhebung

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Berlin -

Die saarländischen Kassenärzte befürchten, dass es wegen der Aufhebung der Impfreihenfolge am 7. Juni zu „Tumulten“ in den Praxen kommen wird. Anlass dafür seien „eine Vielzahl von unschönen Szenen, die sich bereits jetzt in den Arztpraxen“ abspielten, teilte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) am Donnerstag in Saarbrücken mit. Gleichzeitig könnten die Ärzt:innen dem Ansturm aufgrund der geringen Impfdosen eh nicht gerecht werden.

Es gebe Patient:innen, die einfach in den Praxen erschienen, einen Impftermin forderten und Praxisteams sowie Ärzt:innen unter Druck setzten und beschimpften. Andere Patient:innen blockierten „durch stundenlange Anrufversuche“ die Telefonleitungen und ließen „ihren Dampf ab“, wenn ihr Anruf schließlich entgegengenommen werde.

Viele Menschen meinten, dass sie mit der „Ellenbogentaktik“ zu einem schnelleren Termin kommen könnten. Hauptproblem für die Lage sei nach wie vor „der eklatante Impfstoffmangel, den allein die Politik zu vertreten“ habe, sagte der KV-Vorsitzende Gunter Hauptmann. Vor diesem Hintergrund die Priorisierung aufzuheben, halte er für wenig seriös.

KV-Vorstandskollege Joachim Meiser sagte: „Viele Ärzte würden liebend gerne in Überstunden ihre Patienten impfen. Stattdessen müssen wir hilflos von Woche zu Woche warten, wie viel Impfstoff uns zugeteilt wird und werden dafür noch von Patienten beschimpft.“ Die Politik schiebe erneut niedergelassenen Ärzt:innen „den schwarzen Peter“ zu.

Das saarländische Gesundheitsministerium teilte am Donnerstag mit, dass Personen der Prio-Gruppe 1 bis 3 auch weiterhin prioritär geimpft würden. „Für uns gilt, dass wir bei unserer Terminvergabe auf priorisierte Personen ein besonderes Augenmerk richten und diese weiterhin bevorzugt mit Impfterminen versorgen“, sagte Ministerin Monika Bachmann (CDU).

Dabei könnten die Ärzte dem Ansturm aufgrund der kontingentierten Impfdosen gar nicht gerecht werden. Nach Ansicht des Hausärzteverbandes Mecklenburg-Vorpommern bekommen Praxen gerade für die Erstimpfungen gegen das Coronavirus zu wenig Impfstoff. „Wir sind angehalten, mit den vorhandenen Dosen vorrangig Menschen zu impfen, die die Zweitimpfung benötigen“, sagte der Vorsitzende Stefan Zutz in einer am Donnerstag in Schwerin veröffentlichten Mitteilung. Der „Impfturbo der Hausärzte“ komme zum Erliegen.

„Nach wie vor werden die Impfzentren deutschlandweit zuerst bedacht und wir Hausärzte bekommen, was übrig bleibt. Das führt zu einer großen Verärgerung in den Praxen, sowohl bei den Patienten als auch bei den Ärzten“, stellte Zutz fest. Es bedürfe verlässlicher Impfstoffmengen, um die Herdenimmunität schnell zu erreichen. Diese sei voraussichtlich erst bei 80 Prozent geimpfter Menschen gegeben.

Bei einem sogenannten Impfgipfel wollten am Donnerstag Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen bei den Corona-Schutzimpfungen beraten. Dabei geht es etwa um das Impfen bei Kindern und Jugendlichen, die mindestens zwölf Jahre alt sind.

 

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