Die Infektionszahlen steigen wieder. Spätestens mit Blick in Richtung Herbst gehen viele Experten von einer weiteren Infektionswelle aus. Um Ansteckungen zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen wie sich Sars-CoV-2 ausbreitet. Ein wissenschaftliches Positionspapier will aufklären und darüber informieren, wie sich Infektionen durch Aerosole vermeiden lassen.
Aufklärung ist in Zeiten der Pandemie besonders wichtig. Das aktuelle Positionspapier ist durch die interdisziplinäre Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstanden. An der Erstellung waren unter anderem Experten aus den Bereichen Aerosolforschung, Strömungsmechanik, Epidemiologie und Infektionsforschung beteiligt.
Aerosole tragen erheblich zum Infektionsgeschehen bei – das konnten zahlreiche Untersuchungen mittlerweile belegen. Ihre Abwehr könne daher ein Wiederansteigen der Infektionszahlen maßgeblich reduzieren, erklären die Experten. Darauf werde es spätestens im kommenden Herbst und Winter ankommen. „Bislang wissen jedoch noch immer nur circa 70 Prozent der Bevölkerung ausreichend über infektiöse Aerosole Bescheid – wer weniger weiß, schützt sich auch weniger.“
Im Positionspapier werden die Erkenntnisse zur Ausbreitung von Sars-CoV-2-Viren durch Aerosole zusammengefasst. Es soll helfen, individuelle Gefährdungen durch infektiöse Aerosole besser einzuschätzen und effektive Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Denn die Experten sind sich sicher: „Die Prävention von Infektionen wird langfristig bedeutsam bleiben, da die Pandemie weder schnell, noch einfach überwunden werden kann und ansteckendere Virusvarianten zirkulieren.“ So würden auch aktuelle Modellierungen voraussagen, dass eine dauerhafte Kontrolle der Pandemie mit realistischen Impfanteilen allein nicht zu erreichen sei und Maßnahmen für einen nachhaltigen Infektionsschutz langfristig notwendig sind.
Grundsätzlich sei wichtig zwischen direkten und indirekten Infektionen zu unterscheiden: Bei einer direkten Infektion werden Aerosolpartikel – die zum Beispiel beim Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen entstehen – über kurze Distanz direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Da eine hohe Virenlast besteht, kann es hier bereits innerhalb weniger Minuten auf engem Raum – beispielsweise bei Unterhaltungen, in Schulen, Büros oder öffentlichen Verkehrsmitteln – zu Infektionen kommen.
Bei der indirekten Infektion werden infektiöse Aerosolpartikel, die sich über mehrere Stunden in Innenräumen angereichert haben, übertragen. Hier sind jedoch längere Verweilzeiten von mehr als 15 Minuten nötig. Allerdings kann es dabei auch unter Einhaltung der Abstandsregeln zu Infektionen kommen, da die Partikel mit der Luftströmung auch größere Strecken zurücklegen.
Das bedeutet: Innerhalb geschlossener Räume sind sowohl direkte als auch indirekte Übertragungen möglich. Hier sind die notwendigen Schutzmaßnahmen daher besonders wichtig. Im Freien sind praktisch nur indirekte Infektionen möglich, da die Virenlast schnell verdünnt wird und Partikel schneller abtransportiert werden. „Daher sind im Freien oft geringere Schutzvorkehrungen notwendig als in Innenräumen.“ Grundsätzlich raten die Experten immer eine Kombination aus Maßnahmen zur Verhinderung von direkten Infektionen (Kontaktvermeidung, Abstandsregeln, Masken, Schutzwände) und indirekten Infektionen (Lüften, raumlufttechnische Anlagen, effiziente mobile Raumluftreiniger, geeignete Masken) anzuwenden.
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