3G, 2G, Impfpflicht: Die Gesellschaft in der Corona-Falle APOTHEKE ADHOC, 11.11.2021 18:49 Uhr
Deutschland steckt in der Zwickmühle: Die vierte Welle der Coronapandemie schlägt zu, die Infektionszahlen explodieren – nicht zuletzt wegen der unbefriedigenden Impfquote. Statt klarer Maßnahmen gibt es einen regionalen Flickenteppich und politisches Hin und Her. Brauchen wir jetzt doch noch eine Impfpflicht? In der neuen Episode ihres Podcasts NUR MAL SO ZUM WISSEN diskutieren ADHOC-Herausgeber Thomas Bellartz und Chefredakteur Alexander Müller nicht nur, woran es bisher scheitert – sondern auch, was es nun als Gesellschaft bräuchte, um die vierte Welle zu brechen.
Es ist frustrierend. Wie schon im vergangenen Jahr war lange absehbar, dass Deutschland auf die nächste Welle zusteuert – doch es wurde nichts getan, zumindest nichts, das ausreichen würde. „Warum hat die Regierung so wenig gelernt?“, fragt sich Müller. Immer wieder stehen man vor dem Problem, dass Maßnahmen beschlossen und sofort wieder zurückgenommen werden. „Warum habe ich das Gefühl, wir rauschen in diese vierte Welle rein und, obwohl es angesagt war, sind einfach die völlig falschen Maßnahmen getroffen worden?“
Die gefühlt einzige bundesweit einheitliche Maßnahme ist die Aufhebung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. „Ich glaube, dass das genau das falsche Signal zur falschen Zeit war“, sagt Müller. „Man kann ja gern diese Notlage für beendet erklären, das heißt aber nicht, dass sie beendet ist“, hakt Bellartz ein. Die Frage bleibt also: Wie kommen wir aus der Notsituation heraus? 2G, 2G+, 3G, 3G+ – die Vielfalt der Maßnahmen verwirrt die Menschen bisher mehr als dass sie nützen würde, die Pandemie in den Griff zu kriegen. „Ich finde, diese große Verwirrung zeigt, dass wir in einer Notsituation sind“, sagt Bellartz. Doch wie kommen wir da heraus? Am Ende läuft es auf den einzigen echten Schutz hinaus: die Impfung.
Doch trotz der Einschränkungen für Ungeimpfte und der sich zuspitzenden Lage: Ein Drittel der Bevölkerung ist noch nicht geimpft und es zeichnet sich ab, dass sich das so schnell auch nicht mehr ändern wird. Für eine generelle Impfpflicht ist es aber zu spät – oder nicht? Bellartz und Müller sind sich nicht ganz einig. Die Frage könne gestellt werden, ob eine Impflicht jetzt gerechtfertigt wäre, schließlich kämen wir an einen Punkt, an dem alle Mittel ausgeschöpft sind – und der Staat habe schließlich die Pflicht zu Daseinsvorsorge, findet Müller.
Bellartz sieht den Zug jedoch bereits abfahren: Wenn die Mehrheit geimpft ist und dann die Minderheit mit einer Impfpflicht zwingen will, das auch zu tun, könne man das gesellschaftspolitisch nicht mehr vermitteln. „Ich glaube, das wird nicht zu Diskussionen oder einem Diskurs führen, sondern zu handfesten Auseinandersetzungen“, so Bellartz. „Jetzt stecken wir gesellschaftspolitisch in einer Falle.“ Was es bräuchte, um aus dieser Falle herauszukommen, debattieren die beiden in der aktuellen Folge von NUR MAL SO ZUM WISSEN.