Botendienst im Juni

2,47 Millionen Hauslieferungen im Juni: Apotheken halten Maß

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Berlin -

Die Entwicklung bei den seit Ende April honorierten Rx-Botendiensten verstetigt sich: Für den Juni meldet das Marktforschungsunternehmen Iqvia jetzt 2,47 Millionen Abrechnungen. Damit liegt diese Zahl leicht unter dem Mai-Wert. Das lässt den Schluss zu, dass die Apotheken die neue honorierte Dienstleistung nicht forcieren. Für den Mai 2020 wurden laut Iqvia 2,52 Millionen Rx-Lieferungen durch Vor-Ort-Apotheken mit den Krankenkassen abgerechnet. Damit hätten die Krankenkassen bis Ende Juni gut 15 Millionen Euro bezahlt, um die Arzneimittelversorgung in der Corona-Pandemie sicherzustellen. Zum allergrößten Teil gingen die Botendienste an Patienten über 50 Jahre. Am häufigsten beanspruchten nach diesen Zahlen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Botendienst.

Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden laut Iqvia rund 200.000 Botendienste abgerechnet. Als zweithäufigster Anlass für die Botendienstlieferung hat Iqvia Erkrankungen des Nervensystems ermittelt, hier wurden in über 170.000 Fällen vor allem Schmerzmittel geliefert. An dritte Stelle rangieren mit knapp 100.000 Botendiensten danach Erkrankungen des Verdauungstraktes und Stoffwechselstörungen. 34 Prozent der Botendienste gingen an Patienten über 80 Jahre. 22 Prozent der Apothekenlieferungen gingen an Patienten zwischen 70 und 80 Jahr, 18 Prozent an Patienten zwischen 60 und 70 Jahre und 12 Prozent an Patienten zwischen 50 und 60 Jahre. Nur 14 Prozent der Botendienste gingen an unter 50-jährige Patienten.

Weitgehend bestätigt werden diese Iqvia-Daten durch die Auswertung des Apothekenrechenzentrums NARZ. Danach wurden für den Mai von knapp 2800 Apotheken 420.000 Botendienste beim NARZ abgerechnet und im Juni 435.000 Botendienste. Hochgerechnet auf 19.000 Apotheken ergeben sich so gut 2,9 Millionen Botendienste. Die Abda hat noch keine Zahlen vorgelegt. Die jetzt vorliegenden Zahlen liegen jedoch klar unter den Abda-Angaben zum Botendienst. Danach werden täglich 300.000 Botendienst geleistet. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise sollen laut Abda sogar 450.000 Botendienste täglich erbracht worden sein. Hochgerechnet auf einen Monat ergeben die Abda-Schätzungen eine Botendienstzahl von über sechs Millionen.

Die Differenz der abgerechneten Botendienste zu den Abda-Angaben überrascht – könnte sich allerdings daraus erklären, dass in den Abda-Daten reine OTC-Botendienste ebenso enthalten sind wie Lieferungen an PKV-Patienten. Abgerechnet wird das neue Botendiensthonorar nur für Rx-Lieferungen. Allerdings wundern sich Branchenkenner über das Ausmaß der Abweichung.

Wegen der befristet eingeführten Vergütung des Botendienstes in der Corona-Krise führt die Abda daher eine „einmalige Sonderbefragung“ zum Thema Botendienst in Pandemiezeiten durch. Ziel der Umfrage ist blaut Abda, „Argumente gegenüber der Politik für eine Vergütung des Botendienstes über die Befristung in der Verordnung hinaus zu gewinnen“. Die Abda bittet um Unterstützung durch die Apotheken und weist darauf hin, dass die Sonderbefragung zum Botendienst zusätzlich zum bekannten Abda-Datenpanel durchgeführt wird.

18 Fragen sollen die Apotheken beantworten. Zunächst geht es um den Kammerbezirk, dann um die Lage der Apotheke in einer Stadt oder auf dem Land. Dann möchte die Abda wissen, mit welchem Verkehrsmittel der Botendienst durchgeführt wird und wie viele Botendienste durchschnittlich in der Woche geleistet werden. Auch die maximale Entfernung interessiert die Abda. Bisher beruhen die Angaben der Abda zum Botendienst auf der Befragung von 225 Apotheken.

Auch weitere bereits vorliegende Daten bestätigen den von Iqvia ermittelten Trend: So rechneten die Apotheken im Mai bei der zweitgrößten Krankenkasse Barmer nach Informationen von APOTHEKE ADHOC insgesamt 334.321 Botendienste ab. Die Barmer hat circa neun Millionen Versicherte; pro einer Million Versicherte wurden demnach gut 37.000 Botendienste geleistet und abgerechnet. Bei 73 Millionen GKV-Versicherten in Deutschland müssten danach hochgerechnet rund 2,7 Millionen Botendienste im Mai abgerechnet worden sein. Pro Apotheke wären das im statistischen Mittel 142 Botendienste pro Monat. Das entspricht einem Honorar von gut 700 Euro.

Gestützt werden diese Angaben durch eine Sonderauswertung des Apothekenrechenzentrums ARZ Haan für Mai und Juni. Von circa 3500 Apotheken wurden im Mai rund 433.000 Botendienste auf Rezept abgerechnet, im Juni sogar knapp 440.000. Die abgerechneten Summen betrugen im Mai 2,54 Millionen Euro und im Juni 2,6 Millionen Euro. Hochgerechnet auf 19.000 Apotheken bundesweit ergibt sich daraus eine gesamte Botendienstzahl von 2,4 Millionen Botendiensten. Laut ARZ Haan wurden im Botendienst pro Monat über 720.000 Rx-Arzneimittelpackungen abgegeben.

Angesichts dieser Größenordnung müssten die Kassen für den Botendienst nicht so tief in die Tasche greifen wie befürchtet: Für die Zeit bis Ende September würde bei unveränderter Botendienstzahl ein Betrag von 70 Millionen Euro fällig. Auf ein Jahr gerechnet müssten die Kassen für den Botendienst knapp 170 Millionen bezahlen. Das wäre allerdings mehr als im Apothekenstärkungsgesetz für neue pharmazeutische Dienstleistungen vorgesehen ist.

 

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