Insolvenzverwalter klagt gegen Mutter

Zyto-Skandal: Pfusch-Apotheker soll 30 Millionen Euro beiseitegeschafft haben

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Berlin -

Die Hinweise verdichten sich, dass der im Bottroper Zyto-Skandal verurteilte ehemalige Apotheker Peter S. Millionen Euro bei seiner Mutter geparkt haben könnte, um sie nach seiner Verurteilung vor dem Zugriff von Gläubigern zu entziehen. Laut der Klageschrift des Insolvenzverwalters hat Doris S. Vollstreckungsbescheide in Höhe von zusammen rund 30 Millionen Euro gegen ihren Sohn erwirkt, darunter wertvolle Kunstwerke. Das wollen die Gläubiger nicht akzeptieren: Sie versuchen, an das Geld heranzukommen.

Rund 120 Millionen Euro fordern die Gläubiger vom ehemaligen Inhaber der Alten Apotheke Bottrop. Bisher sah es alles andere als gut aus: Den Forderungen standen noch im August laut Insolvenzverwalter Klaus Siemon nur Vermögenswerte in Höhe von 20 Millionen Euro gegenüber, von denen aber rund 18 Millionen mit Sicherungsrechten belastet sind, die beispielsweise vom Landgericht Essen verhängt wurden. Aus Sicht Siemons ist es Peter S. und seiner Mutter allerdings gelungen, dutzende Millionen Euro beiseitezuschaffen, um sie dem Zugriff der Gläubiger zu entziehen, wie Zeit Online berichtet.

Demnach hat Doris S., von der Peter S. die Apotheke übernommen hatte und die sie auch nach dessen Verhaftung weiterführte, erhebliche Forderungen gegen ihren Sohn geltend gemacht: Sie „erwirkte ohne jeden Widerstand des Schuldners gegen diesen mehrere Vollstreckungsbescheide über zusammen rund 30.000.000 Euro“, heißt es in der Klageschrift des Insolvenzverwalters.

Der will nun nämlich zugunsten der Gläubiger an das Geld heran. „Aufgrund der Vollstreckungsbescheide gelang es der Beklagten, teilweise noch vor der Staatsanwaltschaft, auf erhebliche Vermögenswerte des Schuldners zuzugreifen“, schreibt er in der Klageschrift. Mit der Klage solle „insbesondere die Rückgewähr der so zugunsten der Beklagten erfolgten Vermögensabflüsse geltend gemacht“ werden. Bei den Vermögenswerten soll es sich nicht nur um Geld handeln, sondern auch um wertvolle Kunstwerke, darunter solche des weltbekannten britischen Bildhauers und Malers Damien Hirst.

Der Staatsanwaltschaft Essen ist die Klageschrift des Insolvenzverwalters laut Zeit Online noch nicht bekannt. Sie hatte die Vorgänge rund um die Rückübertragung der Apotheke vom Sohn auf die Mutter zuvor bereits geprüft – und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es dabei mit rechten Dingen zuging. „Wir halten das für legal, was da gelaufen ist“, wird eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zitiert.

Siemons Klage könnte allerdings erhebliche Auswirkungen auf das Insolvenzverfahren haben: Lässt sich nachweisen, dass Peter S. die Vermögenswerte an seine Mutter übertragen hat, um sie vor den Gläubigern in Sicherheit zu bringen, müsste Doris S. sie zumindest zum Teil an den Insolvenzverwalter übertragen. Insolvenzverwalter Siemons geht davon aus, dass das so ist. Er schätzt den Streitwert auf rund neun Millionen Euro und ist überzeugt, dass beide „offensichtlich kollusiv zusammengewirkt“ haben.

Der ehemalige Apotheker Peter S. war Mitte 2018 vom Essener Landgericht in einem der größten Medizinskandale der Nachkriegszeit verurteilt worden, weil er über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren Zytostatika zu niedrig dosiert haben soll, um sich, wie es in der Urteilsbegründung heißt, „selbst ein Luxusleben zu finanzieren und sich in seiner Heimatstadt als Gönner und Wohltäter aufzuspielen“. Verurteilt wurde er zu zwölf Jahren Haft wegen Betrugs in 59 Fällen und vorsätzlichen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz (AMG) in rund 14.500 Fällen. Außerdem erhielt er ein lebenslanges Berufsverbot. Der Fall ging danach zum Bundesgerichtshof (BGH), der jedoch die Revisionen mehrerer Kläger ablehnte.

 

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