Zyto-Ausschreibungen

Apotheken schliessen AOK-Allianz

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Berlin -

Im August starten Exklusivverträge der AOK zur Zytostoatika-Versorgung in fünf Bundesländern. Die onkolgischen Praxen müssen sich dann mitunter auf eine neue Partner-Apotheke einstellen. Um das zu vermeiden, haben sich in Brandenburg zwei konkurrierende Apotheken zusammengeschlossen und bei der AOK als Bietergemeinschaft beworben. Einige Praxen werden um eine Umstellung trotzdem nicht herumkommen.

Der AOK Bundesverband hatte die Ausschreibung federführend für die AOK Hessen, AOK Rheinland/Hamburg und AOK Nordost durchgeführt. Mittlerweile sind die Zuschläge erteilt. Teilweise liefern ab August Apotheken in Gebiete, die mehr als 100 Kilometer von den Arztpraxen entfernt sind – was mit Blick auf die Haltbarkeit einzelner Wirkstoffe schon kritisch hinterfragt wurde. In vielen Losgebieten hat andererseits eine ortsansässige Apotheke den Zuschlag erhalten.

Die Region Brandenburg/Havelland ging laut AOK an die Apotheke am neustädtischen Markt in Brandenburg. Tatsächlich ging der Zuschlag an eine Bietergemeinschaft, an der auch die Apotheke im Gesundheitszentrum in Brandenburg beteiligt ist. Die Kasse wollte für die Ausschreibung aber offenbar eine Apotheke als Ansprechpartner nennen. Über die Ausgestaltung der Verträge wird wohl noch gesprochen.

Beide Apotheken lassen die Sterilrezepturen bislang vom Städtischen Klinikum in der Landeshauptstadt herstellen. So soll es auch künftig geschehen. Ansprechpartner für die Praxen sind aber die Apotheken. Und die hatten laut Ute Meyer von der Apotheke am neustädtischen Markt eine klare Vorstellung: „Als die AOK ihre Ausschreibung gestartet hat, hieß es aus den Praxen nur: Macht was ihr wollt, aber gewinnt diesen Zuschlag.“

Das haben die Apotheken geschafft, auch wenn sie ab August zu deutlich verschlechterten Konditionen die Krebspatienten versorgen müssen. Das ziemlich große Losgebiet mit den Postleitzahlen 14641, 14712, 14770, 14772, 14774 und 14776 haben sich die Apotheken in der Bietergemeinschaft so aufgeteilt, das die Praxen ihren bisherigen Ansprechpartner behalten.

Eigentlich sollte noch eine dritte Apotheke mitmachen, aber die wollte bei der Bietergemeinschaft nicht dabei sein. Somit kommen für die beiden anderen Apotheken ab August neue Praxen und sogenannte Ermächtigungsambulanzen bei der Versorgung dazu. Eine weitere Praxis sei zuvor von einem Herstellbetrieb aus Leipzig versorgt worden, berichtet Meyer.

Deshalb sei es für sie auch keine Option gewesen, sich gar nicht an der Ausschreibung zu beteiligen – weil in diesem Fall überall „die Großen“ hätten zum Zug kommen können. Obwohl sich Meyer zufolge aufgrund der vorgegebenen Lieferfristen in ihrer Region eigentlich keine andere Apotheke hätte bewerben dürfen.

Um die neu dazu gekommen Praxen wollen sich die beiden Apotheken zu Beginn besonders intensiv kümmern. Die Verantwortlichen werden persönlich vorstellig, um die künftigen Abläufe zu besprechen und wenn möglich auf die speziellen Wünsche der Praxen einzugehen. Genau davor hat Meyer Angst: „Dass wir uns bemühen, alle zufrieden zu stellen, und die AOK am Ende sagt: Was habt ihr denn? Es läuft doch!“

Die AOK-Verträge ließen sich im Alltag der Apotheke vielleicht noch schultern. Ein Tag in der Woche soll eigens für diese Kasse geblockt werden. Doch wenn weitere Kassen mit Ausschreibungen nachziehen, sieht nicht nur Meyer für die Versorgung schwarz. Der administrative Aufwand, sich mit verschiedenen Apotheken abzustimmen, sei für die onkologischen Praxen kaum zu stemmen, so die Befürchtung. Denn im Alltag passiere viel „auf Zuruf“, berichtet Meyer, dazu seien eingespielte Teams notwendig.

Doch weitere Verträge zeichnen sich bereits ab. Die Knappschaft Bahn-See (KBS) hat eine Ausschreibung gestartet, ebenso die DAK zusammen mit dem BKK-Dienstleister GWQ. Mittlerweile kommt auch aus der Politik Kritik. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat sich bereits gegen Ausschreibungen ausgesprochen, das Bundesgesundheitsministerium will das Gespräch mit den Beteiligten suchen.

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