Legen die Präqualifikationstellen einen letzten Sprint mit Zwischenaudits ein? Den Eindruck haben mittlerweile etliche Apothekeninhaber:innen, denn momentan hagelt es regelrecht Bescheide mit Aufforderung zu erneuten Überwachungen. Dabei ist der Wegfall der Präqualifizierung für apothekenübliche Hilfsmittel längst besiegelt: „Es hätte mit Tag der Verkündung des neuen Gesetzes enden müssen, und zwar für alle Hilfsmittel“, so Aristide Reidel, Inhaber der Rathaus-Apotheke in Saulheim in Rheinland-Pfalz. Um schwarz auf weiß belegen zu können, wieviele seiner Kolleg:innen betroffen sind, startete er eine Umfrage auf Facebook. Bereits jetzt zeigt sich eine deutliche Tendenz.
Das vergangene Zwischenaudit sei auch für ihn ein „Riesenakt“ gewesen: „Ich bilde in dem Vorgang Sachen ab, die in meinem Betrieb sowieso existent sind. Die vielen Fotos habe ich schon vor Monaten alle machen und hochladen müssen.“ Das begrenzte Datenvolumen sei für ihn ein „haarsträubender Mehraufwand“ gewesen. „Im Endeffekt habe ich Collagen meiner Bilder anfertigen müssen, um im Limit der zulässigen Dateigröße zu bleiben“, so der Inhaber.
Denn es reiche nicht aus, die Undurchsichtigkeit des Beratungsraumes mit einem Foto nachzuweisen: „Es müssen gefühlt 1000 Bilder gemacht werden, von allerlei Gerätschaften wie Kühlschränken und Werkbänken, von der reinen sowie unreinen Seite und so Dingen“, ärgert sich Reidel. Erst vor 12 Monaten habe er das Zertifikat zum Audit erhalten: „In der Zeit ändert doch keiner gravierende Sachen in der Apotheke. Trotzdem muss in stundenlanger Arbeit alles von vorn gemacht werden. Ich habe von mindestens der Hälfte aller Kollegen gehört, dass sie nach kurzer Zeit erneut ein Zwischenaudit absolvieren müssen“, so der Inhaber.
Um die Sachlage genauer abbilden zu können, hat Reidel in Eigeninitiative eine Umfrage dazu auf Facebook gestartet: „Es ist natürlich keine repräsentative Umfrage, aber ich überlege, nach Abschluss der Erhebung, die Ergebnisse an die Politiker und Politikerinnen aus meinem Landkreis weiterzuleiten“, so der Apotheker. Denn schon nach kurzer Zeit zeichne sich eine deutliche Tendenz ab: „Von bisher 92 Teilnehmern haben 47 angegeben, noch ein Überwachungsaudit bewältigen zu müssen, das ist doch irre“, so der Inhaber.
Denn Fakt ist: „Wir haben in der Apotheke viel wichtigere Sachen zu stemmen. Ich verbringe mitunter Stunden, um Patienten trotz Lieferengpässen zu versorgen. Erst kürzlich hatte ich eine Patientin, die aus dem Krankenhaus entlassen wurde, mit einer Metronidazol-Verschreibung“, so Reidel. Das Antibiotikum ist derzeit ebenfalls von Lieferengpässen betroffen. „Sowas stellt für mich Dringlichkeit dar. Traurig genug, dass die Patientin schlussendlich zwei Stunden Fahrtzeit aufbringen musste, um versorgt zu werden.“
Bis er aber eine Packung für sie auftreiben konnte, verging auch eine Menge Zeit: „Und nebenher soll ich solchen Krempel wie das Zwischenaudit auch noch schaffen“, ärgert sich der Apotheker. Er befürchtet, „dass noch einige Monate ins Land gehen“, bevor die Präqualifizierungsstellen „wie die Weltmeister“ Bescheide für Zwischenaudits rausschicken. Mehr noch: „Wir bezahlen auch noch für die Schikane, obwohl es abgeschafft ist.“
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