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Spezialarzneimittel von der Spezialapotheke APOTHEKE ADHOC, 13.06.2016 09:09 Uhr

Berlin - 

Hochpreiser sind nicht bei allen Apothekern beliebt – aber wenn man die teuren Präparate vorfinanzieren kann, sind sie ein gutes Geschäft. Umso ärgerlicher, wenn die Konkurrenz einem die Patienten wegschnappt. In Berlin streiten Apotheken derzeit öffentlich über das Konzept der Apotheke Helle Mitte, der vorgeworfen wird, sich die Rosinen herauszufischen. Die Inhaberin weist die Vorwürfe zurück.

Die Apotheke Helle Mitte liegt im Osten von Berlin nahe der Stadtgrenze zu Brandenburg. Doch ihre Botenfahrzeuge sind selbst im 50 Kilometer entfernten Oranienburg unterwegs. Das macht die Apotheker der Region misstrauisch. Ein Inhaber wirft der Kollegin vor, Rezepte aus dem Berliner Herzzentrum „abzugreifen“: Die Verordnungen sollen direkt an die Apotheke geschickt werden.

Schwere Vorwürfe, die Heike Häring, Inhaberin der Apotheke Helle Mitte, zurückweist: „Es gibt keine Zusammenarbeit, außer bei der relativ intensiven Betreuung von Patienten mit pulmonaler Hypertonie“, sagt sie. Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene Erkrankung der Lungenarterien, auf eine Million Personen kommen schätzungsweise 2,6 bis 26 Erkrankte. Der Selbsthilfeverein Pulmonale Hypertonie (phev) hat derzeit rund 1350 Mitglieder, in der Region Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern sind es 116.

Bei der Versorgung dieser Patienten arbeitet die Apotheke Helle Mitte tatsächlich mit dem Herzzentrum Berlin und Kliniken in Köpenick, Westend und Buch zusammen. Mit diesen Patienten werde ein Versorgungsvertrag abgeschlossen, so Häring.

Meist beginnt die Zusammenarbeit laut Häring, wenn die Patienten Remodulin (Treprostinil) benötigen. Die Infusionslösung muss steril hergestellt und in eine Pumpe gefüllt werden. „Das machen nach meiner Kenntnis nur zwei Apotheken in Berlin“, sagt Häring. Die Arzneimittel schickt die Apotheke Helle Mitte mit Boten oder per Post zu den Patienten.

Die Apotheke Helle Mitte beliefert die Patienten nicht nur mit Sterilrezepturen, sondern beispielsweise auch mit Volibris (Ambrisentan) von GlaxoSmithKline (GSK). Das Präparat darf – genau wie Tracleer und Opsumit – nur von Ärzten verordnet werden, die beim Hersteller als PAH-Spezialist registriert sind. Die Präparate können daher nicht beim Großhandel, sondern nur direkt beim Hersteller bestellt werden, der zunächst das Rezept prüft. „Diesem Prozess liegt eine Behördenauflage zu Grunde“, erklärt ein GSK-Sprecher. Die Medikamentengruppe sei potenziell teratogen. Frauen mit PAH sollten unter keinen Umständen schwanger werden. „Dies muss der verschreibende Arzt abklären und entsprechend handeln.“

Auch bei anderen Medikamenten ist laut Häring eine engmaschige Betreuung nötig, etwa Adcirca (Tadalafil), dem „Cialis gegen PAH“. „Eine Anleitung der Patienten ist wichtig, sonst wirken die Arzneimittel nicht richtig“, so Häring. Falsch angewendet könnten sich die Gefäße verdicken – ein unumkehrbarer Prozess. Deshalb gehören zum Versorgungsvertrag der Apotheke Helle Mitte auch Vorträge und Patientenschulungen.

Die Apotheke Helle Mitte hat sich auf die Herstellung von Zytostatika-Infusionslösungen spezialisiert und war in der ersten Runde Rabattpartner der AOK Nordost in Berlin. In der Apotheke werden darüber hinaus Schmerzpumpen befüllt sowie individuelle Schmerzlösungen und Ernährungslösungen hergestellt.