Zum Master im Praktischen Jahr Yvette Meißner, 27.08.2010 09:19 Uhr
Forschen und Entwickeln statt Beraten und Verkaufen: Pharmaziestudenten, die in ihrem Berufsleben lieber im Labor statt in der Offizin stehen wollen, können neben den Prüfungen für das Staatsexamen zusätzlich eine wissenschaftliche Abschlussarbeit verfassen. Bislang haben dafür Diplomabschlüsse hergehalten, die - als Universitätsabschluss aus der ehemaligen DDR - von einigen Hochschulen übernommen worden waren. Mittlerweile gibt es aber auch die ersten Studenten, die in einem Teil des Praktischen Jahres (PJ) für eine Masterarbeit forschen. Die Universitäten in Bonn und Münster bieten entsprechende Aufbaustudiengänge an.
Zum dritten Mal werden im Oktober in Münster Studenten für den Masterstudiengang Arzneimittelwissenschaften aufgenommen. Bis zu zwölf Bewerber akzeptiert das pharmazeutische Institut jedes Jahr. Das Angebot richtet sich nicht ausschließlich an Pharmaziestudenten: Auch Interessenten mit Bachelor-Abschluss in einem anderen naturwissenschaftlichen Fach können sich bewerben.
Innerhalb eines Jahres belegen die angehenden Arzneimittelwissenschaftler Module in den Fächern Pharmakovigilanz, BWL und Management sowie ein dreimonatiges Forschungspraktikum. Am Ende steht die Masterarbeit, für die zwischen zehn Arbeitskreisen - von pharmazeutischer Biologie bis Technologie - gewählt werden kann. „Der Fokus liegt auf der pharmazeutischen Forschung“, sagt Studiengangskoordinator Dr. Jens Köhler. Allerdings: Die erste und bislang einzige Absolventin hat ihre Masterarbeit zu einem betriebswirtschaftlichen Thema verfasst.
„Arzneimittelforschung (Drug Research)“ heißt der Studiengang an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Seit dem Sommersemester 2009 werden dort jedes Semester 15 bis 20 Studenten aufgenommen, jeder dritte kommt aus nicht-pharmazeutischen Studiengängen.
„Der Masterstudiengang ist aus dem ehemaligen Diplomangebot hervorgegangen“, sagt Professor Dr. Gerd Bendas, der sowohl in Bonn als auch zuvor in Halle selbst Diplomanden betreut hatte. Im Zuge des Bologna-Prozesses konnte das Institut keinen Diplomabschluss - und somit keine wissenschaftliche Abschlussarbeit - für Pharmaziestudenten mehr anbieten und hat kurzerhand auf Master umgestellt.
Die Zahl der Anfänger hängt von den Kapazitäten und Forschungsgeldern der Professoren ab. Die Studenten sind Doktoranden gleich gestellt und in die einzelnen Arbeitsgruppen integriert. Beworben wird sich daher auch direkt bei einem der elf Professoren des Instituts, die als Mentor die Masterarbeit betreuen. „Wer keinen Mentor hat, hat schlechte Karten für die Aufnahme“, sagt Bendas. Als Leistungsnachweise müssen Pharmazeuten zwei Pflicht- sowie zwei Wahlpflichtmodule belegen, in denen die Grundlagen der Forschungsarbeit vermittelt werden. Für die Masterarbeit in einem der pharmazeutischen Fächer werden sechs Monate eingeplant.
Von den ersten 15 Absolventen - alles ehemalige Pharmazie-Studenten, die am ersten Durchgang teilgenommen hatten - wurden zwei Drittel gleich als Doktoranden in die Arbeitskreise übernommen. Das Studium sei eine gute Basis für eine Promotion, nicht nur für Pharmazeuten, so Bendas.
Vier Semester dauern die Aufbaustudiengänge in der Regel; Pharmazeuten mit 2. Staatsexamen können nicht nur auf zwei Semester verkürzen, sondern das Studium auch für einen Teil des PJ anerkennen lassen. Studiengebühren fallen - abgesehen von den Kosten für Semester- und Studienbeitrag, die an beiden Hochschulen derzeit bei rund 500 Euro pro Semester liegen - nicht an.