„Zuhause Apotheke“: Inhaber will Digitalmarke schützen lassen APOTHEKE ADHOC, 18.07.2021 08:07 Uhr
Die Marke „Zuhause Apotheken“ kann man sich nicht ohne Weiteres schützen lassen. Das entschied das Bundespatentgericht Ende Juni. Versucht hatte das Inhaber Dr. Arne Trettin – doch nicht etwa, um einen Verbund zu gründen, sondern um seine Aktivitäten in der digitalen Patientenversorgung unter einem geschützten Markendach zusammenzuführen. Dass das nun nicht so funktioniert, hält ihn jedoch nicht davon ab, Digitalisierung ganzheitlich zu denken.
Manchmal führt das deutsche Recht innovative Ansätze ad absurdum: Gefühlt wöchentlich gibt es neue digitale Services und Angebote für Apotheken und Patienten, die Betriebe müssen sich Mühe geben, auf Trapp zu bleiben. Wenn sie das in ein eigenes Konzept gießen und schützen lassen wollen, müssen sie aber ordentlich Geduld mitbringen. Im April 2018 hatte Trettin versucht, die Marke „Zuhause Apotheke“ beim Deutschen Patent- und Markenamt eintragen zu lassen. Fast ein Jahr später dann erhielt er die Nachricht, dass das aufgrund mangelnder Unterscheidungskraft teilweise zurückgewiesen wurde, und zwar für eine Reihe von Verwendungsfeldern wie Online-Versandhandelsleistungen mit Arzneimitteln, Hygienepräparaten, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel, aber auch für pharmazeutische Dienstleistungen.
Dabei sind es genau die Bereiche, für die sich Trettin die Marke sichern lassen wollte. Denn mit seinen beiden Ernst-August- und seiner Alpha-Apotheke in Hannover gibt er sich seit Jahren Mühe, bei digitalen Dienstleistungen am Puls der Zeit zu bleiben – doch vieles blieb Stückwerk, Trettin hat sich vorgenommen, die einzelnen Leistungen aus digitaler und wohnortnaher Versorgung unter einem einheitlichen Konzept zusammenzuführen und das gegenüber den Kunden auch so zu präsentieren. „Es fing irgendwann an mit der Überlegung, dass wir ja Botendienst machen und auch ein bisschen Versand, dann kam Telepharmazie hinzu, es gibt digitale Vorbestellungen und auch telefonisch sind wir ja immer zu erreichen“, erzählt Trettin. „Wir wollen uns der Digitalisierung aktiv stellen und fragen uns, wie wir die Menschen zuhause erreichen können. Irgendwann fiel dann mal in einer Runde der Satz, dass wir doch eigentlich eine Zuhause-Apotheke sind.“
Damit war der Begriff geboren. Die Idee dahinter sei gewesen, nicht mehr nur einzelne Dienstleistungen und Angebote zu bewerben, sondern gegenüber den Kunden im Marketing auszudrücken, dass auch Apotheken heutzutage digitale Unternehmen sind und dieselbe Convenience bieten können wie die groß0en Versender – und sogar noch mehr.
„Ich wollte den Kunden nicht nur sagen, dass ich ihnen etwas nach Hause liefere, sondern dass ein ausgefeiltes Konzept dahintersteht“, sagt Trettin. „Und ich bin der Auffassung, dass es marketingtechnisch viel mehr Eindruck macht, wenn da eine reservierte Marke steht.“ Auch seinen eigenen Namen hat er sich bereits schützen lassen, seine Apotheken sind alle mit dem Zusatz „by Dr. Trettin“ versehen. „Das wirkt einfach hochwertiger“, sagt er.
Digitale Angebote in ein Konzept zu gießen sei dabei nicht nur marketingtechnisch vorteilhaft, sondern führe auch dazu, sie ganzheitlich zu denken und so einen echten Mehrwert zu schaffen. Dazu müssen man auch bereit sein, zu experimentieren. „Wir haben auch eine Versanderlaubnis mit Alpha-Apotheke“, erzählt er. „Damit verschicken wir nicht viel, vielleicht 30 Päckchen am Tag. Darum geht es uns aber auch gar nicht. Ziel ist nicht eine große Lagerhalle zu haben, sondern auch in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln und zu schauen, wie sich das mit der Vor-Ort-Versorgung kombinieren lässt. Statt es einfach zu verfluchen, will ich es verstehen und lernen, wie wir es für uns nutzen können.“ So habe er auch seine Erfahrungen mit Influencer Marketing oder Kampagnen über Google Adwords gesammelt. „Wir wollten den Kunden auf mehreren Kanälen näherbringen, dass wir es ernst meinen, sie auch zuhause zu bedienen.“
Dabei mache man eben auch die Erfahrungen, an welchen Stellen für moderne Services noch Verbesserungsbedarf besteht. „Wir haben auch verschiedene Telepharmazieangebote von Apoptune bis Apomondo getestet“, erzählt er. „Das ist sehr interessant, aber ich weiß nicht, wie sehr das heute funktioniert mit den Terminen. Da braucht man schon fünf Klicks, um zum Termin zu kommen. Vielleicht muss man irgendwann sagen, dass man da eine kontinuierliche Besetzung braucht, um stets digital erreichbar zu sein – so wie beim Telefon.“ Nur durch diese Anpassung und das Ineinandergreifen verschiedener Angebote, könne man sich effektiv gegenüber den Angeboten der digitalen Konkurrenz abheben und seine eigenen Stärken ausspielen. „Die Überlegung, die die ganze Zeit mitschwingt, ist das Persönliche, der Kontakt Face to Face. Das kann DocMorris nicht. Die machen zwar auch Telemedizin, aber die sind zu groß, die nimmt niemand als Handschlaggeschäft wahr. Es geht bei den Patienten aber ums Vertrauen und die persönlichen Beziehungen – es ist wichtig, immer eine persönliche Note zu behalten.“