Kalender: „Must have“ in Apotheken Carolin Bauer, 07.12.2015 14:49 Uhr
In vielen Apotheken erhalten Kunden in der Adventszeit einen Kalender für das kommende Jahr. Das Zugabe ist heiß begehrt, bereits im September gehen erste Anfragen ein. Viele Inhaber knüpfen die Abgabe an die Kundenkarte, bei anderen liegen die Werbemittel kostenfrei aus. Apotheker, die frühzeitig bestellen, können beim Hersteller einen Rabatt erhalten.
Heilpflanzen, Mondjahr oder Tiere: Die Motivauswahl für Apothekenkalender ist bunt gemischt. Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Anbietern. Die Firmen produzieren die Kalender meist auch für andere Branchen. Uwe Förster vertreibt für den Hersteller W. Girardet Werbekalender. Für Apotheken gibt es rund 35 verschiedene Motive. Besonders beliebt seien Heilpflanzen und Tiermotive, sagt Förster. Verspielte Malereien würden dagegen in den vergangenen Jahren weniger nachgefragt.
Beim Format überwiege in der Beliebtheit der Streifenkalender, sagt Förster. Die ersten Bestellungen gingen bereits im Februar ein. Die Mehrheit ordere im Sommer. Der Firmenaufdruck ist nur bei Aufträgen bis Mitte November möglich. Apotheken könnten den Liefertermin individuell bestimmen. Die meisten Kunden wollten die Ware im Oktober oder November haben. Die Kosten für 100 Kalender beginnen ab 56 Cent pro Stück und sinken bei einer höheren Bestellmenge. Der Verlag mit Sitz in Essen wurde vor mehr als 60 Jahren gegründet und bietet auch Postkarten-, Taschen-, oder Kartenkalender an.
Auch die Firma Neumann & Wolff mit Sitz in Kiel vertreibt seit fünf Jahren Werbekalender für Apotheken. Die meisten Anfragen gingen im ersten Quartal des Jahres ein, sagt eine Sprecherin. In den ersten Monaten erhalten die Apotheken auf den Eindruck ihres Logos Rabatte: Bis Mitte Februar kostet der Service zusätzlich 9 Euro, bis Ende März 19 Euro, bis Ende Mai 29 Euro. Die Zahl der Bestellungen sei in den vergangenen Jahren gleichbleibend. Das optionale Gutscheinblatt kostet 199 Euro in schwarz und 399 Euro für farbige Coupons.
Kalender gehören für die meisten Apotheken zum Service. In der Pinguin- und St. Georg Apotheke in Sottrum von Annette Katenkamp und Jürgen Schröder werden – passend zum Namen – Pinguin-Kalender verteilt. Zusätzlich zu den Streifenkalendern gibt es auch einen Familienkalender in einem anderen Format. „Für Landapotheken ist der Kalender ein 'Must-have'“, sagt Mark-Michael Katenkamp, der für kaufmännische Belange zuständig ist. Für beide Betriebe ordert er rund 1000 Exemplare. „Die Kunden erwarten die gleiche Form wie im Vorjahr.“ Der Kalender gehöre auf dem Land zur Tradition. Die ersten Patienten fragten bereits im September danach.
Die drei Phoenix-Apotheken in Wolfsburg kommen mit rund 1500 Kalendern aus. Seit 2014 gibt es die Zugabe wieder. Davor kam Inhaberin Claudia Hagedorn fünf Jahre ohne aus. Die Kalender seien an die Kundenkarte geknüpft, sagt ihr Mann, Helge Hagedorn, der sich um den kaufmännischen Bereich kümmert. Alle Stammkunden erhielten per Post einen Coupon. Dadurch werde die Wertigkeit der Kundenkarte erhöht, sagt er. Nicht abgeholte Kalender würden Ende Dezember am HV-Tisch verteilt.
Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz verteilt Duftkalender. Patienten könnten am Papier rubbeln, um den Geruch von Gewürzen zu erhalten. „Wir sprechen die Kunden explizit an, da manche keinen Kalender wollen“, sagt sie. Außerdem gebe es für jeden Monat einen Gutschein für ein kleines Geschenk. Der Rücklauf sei erstaunlich. Aktuell werde den Kunden ein kleiner Porzellananhänger angeboten.
Mit Gutscheinen arbeitet auch eine Apothekerin aus Sachsen-Anhalt, die namentlich nicht genannt werden will. Die Kunden können mit dem Coupon vom November-Blatt einen neuen Kalender erhalten. Die Inhaberin hat rund 300 Stück mit Motiven von Heilpflanzen bei der Firma Walter Medien mit Sitz in Brackenheim in Baden-Württemberg bestellt. Die Kalender würden an besonders umsatzstarke Kunden und Arztpraxen verteilt, sagt sie.
Apothekerin Daniela Hänel aus Sachsen verschickt Gutscheine für Kalender und ein Geschenk mit den Weihnachtskarten. Dazu errechnet sie vorher, wie oft die Kunden in den vergangenen zwölf Monaten in der Apotheke waren und wie viel sie ausgegeben haben. Die aufwendige Arbeit lohne sich, da viele Patienten in die Apotheke kämen und sich bedankten. Samt Porto koste die Aktion rund 5 Euro pro Kunde. In diesem Jahr seien 1400 Patienten angeschrieben worden.
Mit Fristen ist die Vergabe der Kalender in der Regel nicht belegt. „Für diese Zugabe gibt es keine speziellen Vorgaben für die Abgabe“, sagt Dorothea Scherbarth, Juristin der Apothekerkammer Nordrhein. Die Kalender im September zu verteilen, mache ohnehin keinen Sinn. Apotheker müssten sich bei der Gestaltung der Kalender an das Heilmittelwerbegesetz (HWG) halten. Sind die Kalender etwa mit Coupons verknüpft, muss es sich dabei um Gegenstände von geringem Wert handeln. Die Kalender dürften angesichts des Verbots von Rx-Boni zudem nicht speziell an Rezeptkunden abgegeben werden, so Scherbarth. „Wer im Vorfeld Fragen hat, kann sich an die Kammer wenden.“