In vielen Apotheken ist in diesen Tagen die Aufregung groß, wenn plötzlich die Lieferfähigkeit von Ibuprofen-Säften angezeigt wird. Nach dem Ausfall von Paracetamol-Säften für Kinder ist die Versorgungslage angespannt. Besonders Ibuflam ist begehrt. „Der Andrang so groß, dass sämtliche Anlieferungen vergriffen sind, sobald ein Lkw unser Lager erreicht“, sagt Zentiva-Geschäftsführer Josip Mestrovic.
Wird Ibuflam als verfügbar angezeigt, werden in sozialen Medien schnell Hinweise verschickt. Doch die Euphorie ist schnell verflogen, denn trotz der Bestellung etwa bei Pharma Mall gingen viele Apotheken leer aus und blieben enttäuscht zurück. „Ibuflam war am Freitag und Montag kurzfristig lieferbar, laut Anzeige. Geliefert wurde bisher nichts“, sagt ein Inhaber aus Baden-Württemberg. Andere Betriebe erhalten zwischenzeitlich ein paar Flaschen, um ihren Bedarf kurzfristig stillen zu können.
Zentiva-Chef Mestrovic zufolge ist die Nachfrage nach Ibuflam-Kindersäften „massiv erhöht“. Die Kürzungen bei den Paracetamol-Kindersäften hätten die Nachfrage nochmals deutlich steigen lassen. Der Hersteller führt den Bereich mit einem Marktanteil von 51 Prozent deutlich an. Die Suspension wird oft auf Rezept abgegeben. Apotheken können weiter Aufträge abschicken: „Gerne nehmen wir weiter jede Bestellung auf, aber es wird auch in der nächsten Zeit zu Verzögerungen kommen.“
Das Gute sei, dass Zentiva Ibuflam in Prag produziere. „Wir setzten alles daran, die Kapazitäten weiter zu erhöhen und die Nachfrage zu decken. Unsere Teams organisieren mit Hochdruck zusätzliche Transporte und auch unser Lager in Frankfurt priorisiert die Ibuflam-Bestellungen wenn möglich.“
Am 20. Juli meldete der Hersteller dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), dass es beim Ibuflam Kindersaft 20 mg/ml gegen Fieber und Schmerzen einen Engpass gibt. Als Ende wird der 15. August angegeben. Das BfArM sieht keinen Versorgungsengpass bei Fiebersäften, allerdings bestätigte die Behörde, dass es bis Herbst einen Lieferengpass bei Paracetamol-Säften geben wird.
Nicht nur bei Pharma Mall gibt es Unklarheiten, was Verfügbarkeiten angeht. Auch auf die MSV3-Schnittstelle ist kein Verlass, wie ein Inhaber aus Brandenburg schildert: „Aufgrund der immer schlechter werdenden Verfügbarkeiten von Medikamenten beim Großhandel bemühe ich mich seit einiger Zeit, die MSV3-Daten der Hersteller oder Direktlieferanten in die Warenwirtschaft einzupflegen, um hier zum Beispiel im Defektordner eine Verfügbarkeit angezeigt zu bekommen“, sagt er. Ibuprofen 600 von 1A Pharma etwa sei beim Hersteller als verfügbar markiert gewesen.
Die Apotheke löste eine Bestellung aus, bekam vom Großhandel jedoch die Rückmeldung, dass es sich um einen Defekt handele. „Auf Nachfrage bei 1A-Pharma kam dann die Antwort, ja, das ist oft so, dass Verfügbarkeit angezeigt würde, da man ja nicht weiß, was beim Großhandel für Überweiser an Lager ist. Und man könne ja immer telefonisch nachfragen.“ Die Antwort verärgerte den Apotheker. „Diese Schnittstellen sollen Erleichterung verschaffen.“ Doch „wissentlich ‚falsche‘ Angaben“ zu machen, erzeuge nur Unsicherheit und Mehrarbeit.
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