Zahnarztpanne zerstört Apotheke Silvia Meixner, 29.11.2017 13:41 Uhr
Die Berliner Apothekerin Sabine Eichhorn wurde kurz vor Mitternacht durch einen Anruf aus dem Schlaf gerissen: Wasserrohrbruch in der Offizin. Als sie eintraf, schoss das Wasser aus der Wand und sprudelte auf die Straße…
Ein aufmerksamer Passant hatte den nächtlichen Schaden in der Neuen Apotheke im Stadtteil Rudow entdeckt und sofort die Feuerwehr informiert. Über der Apotheke befindet sich eine Zahnarztpraxis, sodass niemand da war, der den Schaden hätte bemerken können.
„Ich bin sofort mit meinem Mann hingefahren, Feuerwehr und Polizei waren schon vor Ort“, erzählt die Apothekerin. Die Experten verschafften sich Zugang über den Hintereingang, stellten Strom und Wasser ab. Die Offizin ist völlig verwüstet. „Wir haben die Automatiktür nicht aufbekommen“, sagt Eichhorn. Der Preis für die moderne Technik: ohne Strom keine Automatiktür. Die Feuerwehr begann sofort mit den Pumparbeiten. „Plötzlich kamen Teile der Decke und die Lampe herunter. Es ist ein Glück, dass niemand verletzt wurde“, sagt Eichhorn.
Derzeit stehen zehn große Trocknungsgeräte in der Apotheke. Das Trocknen der Wände und Decken wird wochenlang dauern, bis dahin ist die Neue Apotheke geschlossen. „An den Stromverbrauch wage ich gar nicht zu denken.“ In diesen Tagen werden Böden herausgerissen und die Möbel abtransportiert, um wieder aufgearbeitet zu werden. „Danach beginnt die Sanierung. Am teuersten ist die Decke, sie muss komplett erneuert werden. Außerdem müssen die Wände gestrichen werden, die Türen haben sich durch den Wasserschaden verzogen und auch die Elektrik muss neu gemacht werden. Zum Glück kann die Automatiktür repariert werden. Wir werden voraussichtlich bis Anfang Januar geschlossen haben.“
Der Schaden ist auf Materialverschleiß zurückzuführen. „Ein Kupferrohr von drei Zentimetern Durchmesser hatte einen Querriss. Tagsüber wäre es bemerkt worden, nachts war natürlich niemand in der Zahnarztpraxis. Anfangs hatte ich schlaflose Nächte“, erzählt die Apothekerin. Seit ihr klar ist, dass die Versicherung für den Schaden – geschätzt mindestens 200.000 Euro ohne Sanierungskosten – aufkommen wird, schläft sie wieder ein bisschen besser. „Plötzlich kam kein Geld mehr herein, aber die Gehälter und laufenden Kosten mussten bezahlt werden. Jetzt sehe ich langsam wieder einen Weg und hoffe, dass die Versicherung schnell bezahlt.“
Ihre sechs Mitarbeiter hat sie in den unverhofften vorweihnachtlichen Zwangsurlaub geschickt, die Gehälter übernimmt die Betriebsunterbrechungs-Versicherung. Nur stundenweise kommen Mitarbeiter, um die Kunden zu betreuen und Telefondienst zu machen. „Wir haben keinen permanenten, sondern nur Notstrom. Ab halb drei Uhr nachmittags wird es dunkel.“
Im Umkreis gibt es zwei weitere Apotheken, Eichhorn hofft, dass ihre Stammkunden ihr nach Wiederöffnung die Treue halten. „Die Kollegen sind fair, sie haben hereingeschaut und uns Glück und Durchhaltevermögen gewünscht.“ Die Kunden informiert die Apothekerin via Fotos im Schaufenster über den aktuellen Stand der Dinge. „Sie sind schockiert.“ Im Jahr 2011 hatte Eichhorn die Neue Apotheke übernommen und alles renovieren lassen. „Jetzt stehen wir wieder bei Null“, sagt sie.