Nordrhein-Westfalen

Zähes Ringen um Null-Retax Alexander Müller, 09.03.2012 14:19 Uhr

Berlin - 

Die Apotheker in Nordrhein-Westfalen (NRW) gehen weiter gegen Null-Retaxationen vor. Gestern trafen sich die Vertreter der Apothekerverbände Nordrhein (AVNR) und Westfalen-Lippe (AVWL) mit den Delegationen der Primärkassen zu einer zweiten Verhandlungsrunde über einen neuen Liefervertrag. Entschieden wurde noch nichts, aber die Apotheker erhöhen den Druck. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 20. März statt.

 

Die Apothekerverbände haben nach eigenen Angaben „einen konkreten Vorschlag vorgelegt, um Rechnugskürzungen unter Wahrung der berechtigten Interessen der gesetzlichen Krankenkassen angemessen zu begrenzen“. Die Kassen hätten zugesagt, bis zum 16. März einen eigenen Vorschlag einzubringen.

Kernanliegen der Apothekerverbände ist es, im neuen Liefervertrag die Null-Retaxation komplett zu streichen. Als Vorbild gilt der Vertrag des Hamburger Apothekervereins, in dem dieses Sanktionsmittel grundsätzlich ausgeschlossen ist.

Man habe in den Verhandlungen klar gemacht, dass eine große Mehrzahl das Mittel der Retaxation mit Augenmaß einsetze, so die Verbände aus NRW in einer gemeinsamen Stellungnahme. Da aber drei Betriebskrankenkassen die Retaxation „offensichtlich missbräuchlich anwenden und sich hohe finanzielle Vorteile auf Kosten der Apotheker verschaffen“, müssten die Krankenkassenverbände eine Regelung finden, um solchen Missbrauch zu verhindern.

Parallel verhandeln AVNR und AVWL mit dem Landesverband der Betriebskrankenkassen Nordwest über das Thema Null-Retaxation bei BTM-Rezepten. An den Gesprächen beteiligt sind auch Vertreter der Novitas BKK, BKK vor Ort und BKK Hoesch, deren Dienstleister Protaxplus die Debatte durch eine besonders strenge Auslegung der Vorschriften bei der Rezeptprüfung ausgelöst hatte.

Inwieweit die Primärkassen in NRW jetzt Zugeständnisse machen werden, ist offen. Details aus den Verhandlungen werden nicht verraten. Doch angesichts der scharfen öffentlichen Kritik am Vorgehen der drei „Retax-Kassen“, gibt es im Kassenlager offenbar Gesprächsbereitschaft.