„Ein einziges Indiz hat den Betrug entlarvt“

Xtandi: Achtung, Rezeptfälschungen im Umlauf

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Berlin -

Eine aufmerksame Mitarbeiterin aus der Falken-Apotheke in Hannover konnte heute einen Betrug entlarven: „Eine russisch sprechende Dame wollte per gefälschtem Rezept den Hochpreiser Xtandi ergaunern“, warnt die Apothekerin. Dabei sei nur ein winziger Fehler auf dem Rezept auffällig gewesen.

Per Anruf löste eine russisch sprechende Kundin in der vergangenen Woche eine Vorbestellung für das teure Krebsmittel Xtandi in der Falken-Apotheke aus. „Der Verkaufspreis für das Medikament liegt bei 3123 Euro, solch einen Hochpreiser haben wir nicht an Lager“, erklärt die Frau des Inhabers Holger Staffeldt. „Wir haben nach dem Anruf der Kundin deswegen das Arzneimittel bestellt.“

Als die Dame zur Abholung der Tabletten kommt und das Kassenrezept vorlegt, wird eine Mitarbeiterin stutzig. „Ihr fiel auf, dass die Krankenkasse von der Schriftgröße größer gedruckt war als der Rest der Daten auf dem Rezept“, so Staffeldt. „Alles andere war so schlüssig, dass es uns nicht aufgefallen wäre.“

So sei beispielsweise auch die verschreibende Arztpraxis auch in der Nähe des angeblichen Wohnortes der Person gewesen. „Wir kennen die Fälschungsmuster von Ozempic & Co. mittlerweile. Oftmals befindet sich die Arztpraxis dann ganz woanders als die Apotheke“, so die Apothekerin. „In diesem Fall war das alles stimmig. Auch die Arztpraxis wurde richtig angegeben.“ In einem Anruf an die Arztpraxis stellte sich im Nachhinein raus, dass auch die Betriebsstättennummer gefälscht gewesen sei. „Ein weiteres Merkmal war noch die fehlende Dosierung, die auf der Verordnung fehlte.“ Aber dies komme schon mal vor. „Dann fragt man den Kunden, wie es genommen wird und ergänzt es.“

Im Stress könne so ein kleines Fälschungsindiz leicht übersehen werden. „Deshalb möchte ich alle meine Kollegen und Kolleginnen warnen, denn dass Xtandi auf dem Schwarzmarkt begehrt ist, war mir neu“, so Staffeldt.

Merkwürdig sei auch die Reaktion der Krankenkasse gewesen. „Als ich die Versichertennummer zum Abgleich durchgab, teilte man mir mit, dass diese schon länger bekannt sei“, so die Apothekerin. „Allerdings ist diese nicht, wie auf dem Rezept angegeben für eine weibliche Person, sondern einem Mann zugeordnet.“ Die Polizei ist verständigt und eine Strafanzeige wurde gestellt.

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