Lange hat Dr. Christian Machon mit sich gerungen. Der Entschluss, seine erste Apotheke zu schließen, fiel ihm schwer. Der Apotheker kündigte für kommendes Jahr den Mietvertrag der Kreuz-Apotheke im unterfränkischen Unsleben. „Das war mein Elternhaus. Mein Sohn ist dort geboren“, sagt der 44-Jährige, der mit der Region tief verwurzelt ist. Der Standort lohne sich aber schon länger nicht mehr. Nach seinen Angaben war es die nach Einwohnern kleinste Apotheke in Deutschland.
Die Kreuz-Apotheke ist in einem Fachwerkhaus auf einem Hügel in dem rund 950 Einwohner großen Dorf untergebracht. 1974 kamen Machons Eltern in den Ort. Er selbst übernahm den Betrieb 2003 nach seinem Studium in Würzburg und der Promotion von seinem Vater. Bis 2015 wohnte er in dem Haus, das der Gemeinde gehört. Vor allem die Verordnungen seien in den vergangenen Jahren weggebrochen: „Seit 2011 ist kein Arzt mehr in Unsleben. Vergangenes Jahr schloss die Praxis im Nachbarort. Ohne Arzt geht es nicht“, sagt der Apotheker.
Machon war schon länger klar, dass sich die Dorf-Apotheke nur noch rechnet, weil er selbst zwischen 60 und 70 Stunden inklusive Notdienst hinter dem HV-Tisch steht. „Ich habe vielleicht schon ein paar Jahre draufgezahlt.“ In den vergangenen Monaten sei der Gedanke gereift, den Standort zu schließen. Die Patientenströme hätten sich verändert. Mit dem Bau eines neuen vollversorgenden Standorts der Rhön-Kliniken in Bad Neustadt werde dieser Trend weiter gehen. Dort soll ein ambulantes Ärztezentrum samt Apotheke entstehen. „Ich sehe keine Entwicklungsmöglichkeiten für die Apotheke in Unsleben.“
Die Kreuz-Apotheke betreibt Machon seit drei Jahren als Filiale. 2007 übernahm er im sechs Kilometer entfernten Mellrichstadt die Hainberg-Apotheke, die er seit 2015 als Hauptapotheke führt. Im vergangenen Jahr eröffnete er im rund zehn Kilometer entfernten Bad Neustadt an der Saale eine Easy-Apotheke. An beiden Standorten sei die Situation anders. In die Dorf-Apotheke kämen pro Stunde vier bis fünf Kunden. „Ich habe hier auf dem Land kein Shopping-Erlebnis.“ An den beiden anderen Standorten gebe es mehr Laufkundschaft und der Anteil junger Mütter sei größer.
„Irgendwann muss man den Tatsachen ins Auge sehen“, sagt Machon. Dem Gemeinderat informierte er über seinen Entschluss, im kommenden Jahr zu schließen. „Ich habe den Mietvertrag zu Ende 2019 gekündigt.“ Wann er genau abschließt, kann er er noch nicht sagen. „Wichtig ist mir, dass ich keine Mitarbeiter entlasse.“ Eine Angestellte sei ohnehin schwanger, ein PhiP beende sein Praktikum im April. Insgesamt beschäftigt er an allen Standorten 20 Mitarbeiter.
Einen Nachfolger zu finden, hält Machon für unwahrscheinlich. Den angestellten Approbierten habe er die Apotheke natürlich angeboten. Der kleine Betrieb könne sich lohnen, wenn man sich als Inhaber selbst alleine reinstelle und die Familie mithelfe. Sein Vater habe von der Apotheke gelebt, doch vor 2004 seien die Zeiten für Landapotheken noch anders gewesen. Für ihn selbst sei die Schließung „unabdingbar“ gewesen.
Auch die umliegenden Mediziner hat Machon über die Schließung bereits informiert. Die nächstgelegene Apotheke ist seine Hainberg-Apotheke. Der Apotheker hofft auf Verständnis bei den Kunden, die mit der Schließung einen Infrastrukturpunkt im Dorf verlieren. „Ich bin ein Unslebener. Ich hoffe, die Bewohner sind nicht enttäuscht. Mir tut es am meisten weh.“ Er bedauert seinen Schritt, sieht jedoch auch Vorteile: „Künftig hoffe ich, mehr Zeit und Luft für unternehmerische Gedanken zu haben.“
APOTHEKE ADHOC Debatte