Wird Novaminsulfon knapp? Nadine Tröbitscher, 15.08.2019 13:59 Uhr
Mehr als 200 Arzneimittel fehlen derzeit in deutschen Apotheken. Bei Novaminsulfon erleben einige Apotheken derzeit ein Déjà-vu. Die Tropfen sind in einzelnen Packungsgrößen nicht lieferbar. Ursache für den Engpass sei der Spill-Over-Effekt.
Lieferprobleme gibt es derzeit bei Novaminsulfon 1A Pharma in der Packungsgröße 20 ml. Wie das Unternehmen mitteilt, besteht seit wenigen Tagen aufgrund der ungewöhnlich hohen Nachfrage im Juli und August ein Engpass. „Hintergrund ist nach unserem Kenntnisstand ein Lieferproblem eines großen Wettbewerbers und daraus resultierenden sogenannten Spill-Over-Effekten auf uns.“ Ein Blick auf die Defektlisten gibt Aufschluss: Novalgin (Metamizol, Sanofi) fällt derzeit aus.
Grund für den Novalgin-Engpass ist dem Vernehmen nach das Risikobewertungsverfahren zu Metamizol-haltigen Arzneimitteln, das im Mai vergangenen auf Ersuchen der polnischen Arzneimittelbehörde startete. Ziel war eine Harmonisierung der Fachinformationen, nicht zuletzt weil innerhalb Europas unterschiedliche Angaben zu Dosierung und Schwangerschaft und Stillzeit gemacht wurden.
Etwa ein Jahr später setzte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) setzt den Durchführungsbeschluss der EU-Kommission um. Erwachsene sollten eine maximale Dosis von 4 g pro Tag nicht überschreiten, außerdem sollte Metamizol nicht im dritten Trimenon angewendet werden. Die Fachinformationen werden angepasst. Weil die Umstellung dauert, fehlt Novalgin. Einer Sprecherin zufolge wird für Anfang September Entspannung erwartet und Novalgin wieder lieferbar sein.
Fällt ein Wettbewerber mit großen Marktanteilen aus, sind häufig Lieferprobleme der Mitbewerber die Folge, denn eine Anpassung an den erhöhten Bedarf kann kurzfristig nicht umgesetzt werden. „Wir arbeiten daran, die Lieferprobleme so schnell wie möglich zu beheben“, teilt ein Konzernsprecher mit.
Packungen zu 50 und 100 ml sind nur teilweise vom Spill-Over-Effekt betroffen. Aktuell ist 1A Pharma nach eigenen Angaben in den Größen lieferfähig. Kurzfristig auftretende Lieferprobleme werden nicht erwartet.
Metamizol ist seit 1922 unter dem Namen Novalgin auf dem Markt. Der Wirkstoff ist für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern, die älter als zehn Jahre sind, zugelassen. Angezeigt ist das Analgetikum für die Therapie von akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, Koliken oder Tumorschmerzen. Als Reservemittel – und somit nicht erste Wahl – wird Metamizol bei sonstigen akuten oder chronischen Schmerzen und hohem Fieber eingesetzt. Hier sollte der Wirkstoff nur Anwendung finden, wenn keine anderen Behandlungsalternativen infrage kommen oder angesprochen haben. Trotz Indikationsbeschränkung stieg die Zahl der Verordnungen.