„Wie kann ich mein Fax ins QMS einbinden?“ Apotheker und Autor Jan Reuter versteht die Welt nicht mehr. Die Frage seines Kollegen ist für ihn unverständlich: „Was machen wir denn hinter dem Fax?!“, fragt er. Reuter fordert, dass die Kollegen emotionaler werden und das Herz des Kunden erreichen sollen. Bei VISION.A berichtete er von seinem Weg zum Erfolg.
Mit seinen Videos der Serie #revolutionpharmacy brachte er mit seinem frischen Mut einen neuen Schwung in die Branche. Spätestens seit dem vergangenen Jahr kennt ihn jeder internetaffine Apotheker und auch bei der Standesvertretung ist er bekannt. Seine Social-Media-Kampagne #DaumenhochfürmeineApothekevorOrt sorgte in der Apothekenwelt für Furore. „Wir verstecken uns hinter dem Fax”, erklärt Reuter. Er nutzt die Emotionen, um näher am Menschen zu sein.
Der Inhaber der Central-Apotheke in Walldürn verlor im vergangenen Jahr eine Wette gegen seine Mitarbeiterin. Zehn Video-Blogs sollte er daraufhin produzieren. Ob er denn Koks oder Insektenmittel genommen hätte, wollte sein Freund wissen. Denn die ersten Videos seien – positiv formuliert – „suboptimal“ gewesen, gibt er zu. Doch „Wettschulden sind Ehrenschulden“, Reuter machte weiter. An seiner Seite der Teddybär seines Sohnes, aufgewertet mit einem Apotheken-A auf seinem Shirt. Er bekam den Namen „Bruno“. Seit dem ist das Duo auf verschiedenen Social-Media-Plattformen unterwegs.
„Wenn es uns gelingt, die Digitalisierung als Chance zu nutzen, dann wird es uns gelingen, unseren eigenen Song zu spielen“, sagt der „Video-Apotheker“. Denn wir seien alle sehr emotionale Wesen. Das gelte auch für Kunden. Sie könne man besser erreichen, wenn man in ihrer Sprache mit ihnen kommuniziere. „Wir sprechen mit ihnen, bis sie durchgeschult sind“, moniert Reuter. „Wir brauchen nicht alle, sondern die relevanten Informationen zur Weitergabe an den Kunden.“ Im Apothekenalltag sei neben der Qualität der Beratung auch der Humor wichtig: „Es darf gelacht werden“, laute das Motto. Wichtig sei auch, die Beratung mit Hingabe zu leisten.
Auf seinem Weg begleite ihn das Zitat von Patch Adams: „Wenn man eine Krankheit behandelt, gewinnt oder verliert man. Aber wenn man einen Menschen behandelt, gewinnt man immer. Ganz gleich, wie die Diagnose ausfällt.“ „Das sollte das Motto der Apotheker sein“, sagt Reuter. Der Mensch müsse stets im Mittelpunkt der Beratung stehen, denn was nütze denn die beste Technik, wenn man die Person nicht erreichen kann?
Seinen Kollegen kann er gleich fünf Tipps geben, die „Prinzipien der Positionierung“. Zu diesen gehörten außergewöhnlich und verrückt zu sein. Auch „Erster“ in einem Bereich sollte man sein. Zudem solle man sich „messerscharf und ganz spitz“ positionieren, das heißt sich auf ein Gebiet zu spezialisieren, beispielsweise Zyto-Arzneimittel oder Naturheilkunde. Nicht zuletzt empfiehlt er neue Kategorien in einem Bereich einzuführen. Als Beispiel nannte er APOTHEKE ADHOC, das sei „peppiger, frecher und schneller“ und hebe sich deshalb von anderen ab und sei erfolgreich.
Seine Prinzipien hat er auch in einem Buch festgehalten, dass kürzlich veröffentlicht wurde. „Das selbstbestimmte Unternehmen: Fünf Strategien für konsequenten (Unternehmer-)Erfolg“, heißt das Werk. In diesem zeigt Reuter, wie kleine und mittlere Unternehmen Kunden langfristig für sich gewinnen können.
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