In Schleswig-Holstein entstehen insgesamt 29 Impfzentren. Einer der Standorte wird vom Universitätsklinikum (UKSH) betreut; aufbereitet wird der Impfstoff daher von der Klinikapotheke. Dr. Swantje Eisend leitet das Projekt und ist überzeugt, dass die Aufbereitung des mRNA-Impfstoffes bei ihrem Team in besten Händen ist.
Das UKSH baut für seine Mitarbeiter ein eigenes Impfzentren am Campus Kiel sowie am Campus Lübeck. Darüber hinaus stellt die Klinik der Öffentlichkeit den externen Standort am Kieler Citti-Park als Impfzentrum zur Verfügung. Hier werden ehemalige Veranstaltungsräume für die Impfungen genutzt. Die benötigten Impfdosen werden aseptisch unter Reinraumbedingungen in die einzelnen Spritzen aufgezogen. Apothekerin Dr. Swantje Eisend, Apothekenleitung des Campus Kiel und gleichzeitig Qualified Person (QP) des Herstellbetriebes, betreut das Projekt.
Die Klinikapotheke des UKSH ist groß und modern. Die Reinräume gliedern sich in einzelne Bereiche. „Unsere Reinräume sind in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Wir haben beispielsweise einen Bereich für Zytostatikaherstellungen und einen aseptischen Arbeitsbereich. Im aseptischen Bereich wird auch die Aufbereitung mit dem Impfstoff erfolgen.“ Im Sterillabor arbeiten die Apotheker und PTA unter höchsten Hygienemaßnahmen. Dadurch, dass der Biontech-Impfstoff zunächst in einem Mehrdosenbehältnis auf den Markt kommt, erachtet Eisend die Aufbereitung unter der Werkbank als optimale Voraussetzung für ein einwandfreies Produkt.
„Wir kennen uns aus mit sensiblen Wirkstoffen und kurzen Aufbrauchfristen“, sagt die Apothekerin. Die besonderen Lagerungsbedingungen seien für sie und ihr Team keine Herausforderung: „Passende Kühlschränke waren bei uns schon vorhanden, da wir regulär mit Produkten arbeiten, die bei diesen niedrigen Temperaturen gekühlt werden müssen.“ Somit sei auch der Prozess des Auftauens im Groben bereits bekannt. Erste Testdurchläufe mit sogenannten Dummies gab es bereits. Das Team will optimal vorbereitet sein, sodass die Herstellung starten kann, sobald der Impfstoff da ist.
Der Herstellprozess an sich ist bekannt und für eine geübte Reinraum-PTA keine große Herausforderung. Wie zahlreiche andere Wirkstoffe auch muss der Impfstoff im Vial zunächst verdünnt werden. Dies geschieht unter Druckausgleich, sodass keine Lösung verloren geht. Nach dem Verdünnen kann dann ausgeeinzelt werden. „Unter der Werkbank erhält jede Spritze nur einen Verschluss. Die Kanüle steckt der impfende Arzt später auf. Wir liefern ohne Kanüle.“ Steril verschlossen kann die Zubereitung aus der Werkbank gegeben werden. „Auch was die Dokumentation betrifft, sind wir gut vorbereitet. Etiketten werden direkt zur Herstellung gedruckt, angebracht und auch zur Impfdokumentation mitgeliefert.“
Eine Herstellung kann vor Ort erfolgen, da die Wege von der Klinikapotheke bis zum Impfzentrum kurz sind. Zwar liegt die Klinikapotheke in einem separaten Gebäude, doch dieses ist nur durch einen kurzen Gang vom Haupthaus getrennt. „Es ist nur ein kurzer Weg innerhalb des Klinikums von der Apotheke bis ins Impfzentrum. Mit passenden Kühlboxen, die wir auch vorher schon für andere spezielle Transporte auf dem Gelände verwendet haben, können wir die aufgezogenen Spritzen rüber ins Impfzentrum bringen.“
Eisend betont, dass prinzipiell alle ihre Mitarbeiter für diese Herstellung routiniert sind. Die Prozesse und Anweisungen stehen fest. Durch eine eingespielte Software weiß die Apotheke ganz genau, wie viele Dosen pro Tag benötigt werden. „Wie viel Zeit die Aufarbeitung zusätzlich in Anspruch nehmen wird, können wir aktuell noch nicht sagen“, so Eisend. Prinzipiell seien die Werkbänke wochentags bis 17 Uhr besetzt. Einen klaren Vorteil, den die Apothekerin gegenüber einer Aufbereitung in den Impfzentren sieht, ist die Routine: „Ich denke, dadurch, dass sich unser Team gut kennt und seit längerem zusammenarbeitet, haben wir einen klaren Vorteil gegenüber einem neu zusammensetzten Team. Die müssen sich erst noch einspielen.“ Große Klinikapotheken würden hunderte Rezepturen am Tag herstellen. Begrifflichkeiten wie „Line-Clearance“, „Luft vorlegen“ oder „Intensivreinigung“ seien für ihr Team eine Selbstverständlichkeit. „Ich denke, die Klinikapotheken sind bestens vorbereitet. So auch wir.“
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