Ein ganzes Areal am Ende der Haupteinkaufsstraße in Bitburg mit vielen kleinen Einkaufsgeschäften soll für das neue Einkaufszentrum weichen. Einzige Ausnahme ist das Gebäude der Petrus-Apotheke ganz am Rand des geplanten Galerie-Gebiets. Eigentlich wollten die Investoren auch das Haus von Apotheker Robert Queckenberg erwerben und anschließend abreißen. Doch dieser weigert sich standhaft, die Apotheke, die er seit 50 Jahren führt, aufzugeben.
2009 wurden erstmals Pläne für ein Einkaufszentrum, das Bit-Galerie heißen soll, vorgestellt. Über die Jahre haben die Projektentwickler mehrfach um- und neugeplant. Die Verkaufsfläche ist zwischenzeitlich von anfangs 7000 auf 14.000 Quadratmeter gewachsen. Aktuell sollen wieder kleinere Brötchen gebacken werden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Queckenburg beschlossen hat, nicht für die Bit-Galerie zu weichen. „Wir bleiben bestehen“, steht deshalb auch auf einem Aushang an der Tür der Apotheke.
„Für uns steht eindeutig fest, dass wir an dieser Stelle bleiben“, betont der Apotheker. „Wir haben das Gebäude und die Apotheke mittlerweile saniert und modernisiert und werden dann irgendwann auch noch die Fassade neu streichen.“ Rund 150.000 Euro habe er in den Umbau investiert, erklärt der 84-Jährige. So habe man den Durchgang zu dem ebenfalls vom Abriss bedrohten Nebenhaus, in dem er bis vor Kurzem Räume mietete, wieder zugemauert und nutze nun zusätzlich die beiden Obergeschosse des eigenen Hauses für das Lager, das Labor sowie ein Nachtdienstzimmer.
Ein Verkauf seines Hauses und der Apotheke, die er eigenen Angaben nach seit 50 Jahren betreibt, an die Investoren des Einkaufszentrums und eine Beteiligung an dem Projekt kommen für ihn daher nun erst recht nicht in Frage. Doch schon in den vergangenen Jahren hat der Apotheker einige Angebote in den Wind geschossen. So sei ihm etwa angeboten worden, dass er seine Petrus-Apotheke in den Räumen der Bit-Galerie weiterführen dürfe, berichtet Queckenberg. Doch er sei mit seiner Apotheke zufrieden und froh, dass seine Kunden direkt neben seinem Haus parken könnten und dafür nicht erst in eine Tiefgarage müssten, wie sie für die Galerie geplant ist. Davon abgesehen stehe er dem Bau eines Einkaufszentrums prinzipiell ablehnend gegenüber, da es die Zerstörung der gewachsenen Bausubstanz bedeute.
Inzwischen bezweifelt der Apotheker allerdings, dass die Pläne jemals umgesetzt werden. „Es wird seit so vielen Jahren darüber geredet und nichts passiert“, gibt er zu bedenken. Queckenberg ärgert allerdings, dass immer mehr Geschäfte rund um die Petrus-Apotheke leer stehen. „Vielen Geschäftsleuten in den aufgekauften Häusern wurde bereits gekündigt oder sie haben sich freiwillig andere Räume gesucht, um langfristig Planungssicherheit zu haben“, erklärt er. Die Straße veröde, ohne dass die Galerie kommt.
Geschäftstreibende, die noch übrig geblieben sind, hadern indes mit dem Schwebezustand. So wurde das Haus, in dem Brigitte Krein seit vielen Jahren ihr Schreibwarengeschäft betreibt, bereits vor fünf Jahren von der Stadt gekauft. Es sollte abgerissen werden, um Platz für die neue Galerie zu schaffen. Ihre erste Kündigung soll Krein bereits Ende 2013 erhalten haben, wie sie der Regionalzeitung Der Volksfreund berichtete. Noch heute steht sie hinter dem Tresen ihres Geschäftes. Doch die ständigen Diskussionen um den anstehenden Abriss haben Konsequenzen für sie gehabt. „Ich bekomme jeden Tag zu hören: Ach, Sie sind ja noch immer da“, wird sie zitiert. Seit der geplante Abriss des Geschäftshauses ein öffentliches Thema sei, habe sie starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.
So wie die Betreiberin des Schreibwarenladens ihre Kundschaft immer wieder aufs Neue mit ihrer nach wie vor vorhandenen Geschäftsexistenz überrascht, muss auch der Apotheker regelmäßig ähnliche Fragen seiner Kundschaft beantworten. Viele seine Kunden würden seine Entscheidung, an Ort und Stelle zu bleiben, ausdrücklich begrüßen. Denn die Politik habe die Bürger nie gefragt, ob sie eine solche Galerie überhaupt haben wollen, kritisiert der Apotheker. Auch seine Mitarbeiter wüssten es zu schätzen, dass sie seit Jahrzehnten in der Petrus-Apotheke sichere Arbeitsplätze hätten. Inzwischen haben die Investoren offenbar aufgegeben und sollen die Bit-Galerie ohne das Apotheken-Haus planen.
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