Retax über 20 Rezepte

„Wir betreiben nur noch Katastrophenmanagement“

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Berlin -

Am vergangenen Freitag fielen der Approbierten Esther Becker aus der Pinguin-Apotheke in Rostock Retaxationen über Teststreifen in die Hände. Die Kasse beanstandet, dass nicht nach dem korrekten Vertragspreis abgerechnet wurde. 20 Rezepte sind betroffen.

„Der Arzt hat beispielsweise Contour Next Sensoren namentlich verordnet. Nach der Primärkassenverordnung in Mecklenburg-Vorpommern gibt es einen Vertragspreis für namentliche Verordnungen und einen günstigeren Vertragspreis für generische Verordnungen“, erklärt die Approbierte.

Da der Arzt die Teststreifen namentlich verschrieben hat, darf folglich der höhere Preis abgerechnet werden. „Die Kasse ist aber der Meinung, ich hätte den günstigeren Preis verwenden müssen. Das ist natürlich Quatsch“, ärgert sie sich. Becker hat Widerspruch eingelegt und wartet jetzt auf die Reaktion der Krankenkasse. Die hatte bereits am vergangenen Freitag über den Verband mitteilen lassen, dass sie den Fehler selbst erkannt habe und die Retaxationen zurücknehmen wolle.

Katastrophenmanagement

Darüber hinaus sind es oftmals Kleinigkeiten, die beanstandet werden und zu einer Retaxation führen, weiß die Apothekerin. „Gerade die bürokratischen Details bei Hilfsmitteln sind belastend. In den meisten Fällen wird hier gleich der gesamte Betrag eingezogen, wenn etwas fehlt.“ Zwar gebe es bei erfolgreichem Widerspruch eine Gutschrift. „Trotzdem ist der gesamte Prozess aufwändig und hält im Apothekenalltag auf“, beklagt die Approbierte.

Gerade in der aktuellen Zeit der Lieferengpässe, in der der Apothekenalltag reichlich mit zusätzlichen Aufgaben gefüllt sei, sind derartige Retaxationen eine zusätzliche Belastung. „Wenn ich ein Rezept bekomme, auf dem ein Antibiotikum verordnet ist, bekomme ich erst einmal einen Schreck und denke: ‚Hoffentlich ist das überhaupt zu beschaffen.‘ Wir betreiben den ganzen Tag nur noch Katastrophenmanagement.“

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