Videokamera: Apotheker streitet mit Polizei APOTHEKE ADHOC, 18.01.2017 10:21 Uhr
Randalierer vor der Jade-Apotheke in Wilhelmshaven sorgen immer wieder für Ärger. Inhaber Dr. Mehdi Keshavarz möchte, dass in dem Bereich vor seiner Apotheke eine Überwachungskamera installiert wird. Die Chancen für eine Videoüberwachung stehen aber schlecht.
Der Apotheker bezeichnet die Gegend um seine Apotheke herum als Brennpunkt. Die Klientel, die sich dort vor allem in den Abendstunden und an den Wochenenden treffe, vermittele Anwohnern, Passanten, seinen Kunden und ihm selbst ein „ungutes Gefühl“.
Nach Aussage des Pharmazeuten hat sich in der unmittelbaren Umgebung der Apotheke in den vergangenen Jahren ein Treffpunkt der Drogenszene etabliert. Außerdem kämen dort viele Männer verschiedenster Herkunft zusammen, die nach Ansicht von Keshavarz Aggressivität ausstrahlen. Immer wieder komme es zu Schlägereien. Regelmäßig werde er beschimpft und bedroht. Es sei enorm laut und die Straße werde verschmutzt – zum Teil durch Fäkalien und Erbrochenes.
Vor fünf Jahren ist Keshavarz mit seiner Jade-Apotheke an den Rand des Innenstadtbereichs gezogen. Diesen Schritt hat er inzwischen bereut. „Wenn ich gewusst hätte, was in dieser Ecke los ist, hätte ich das nicht getan“, sagt der Deutsch-Iraner. Mit den Jahren sei es immer schlimmer geworden. Deshalb wünscht sich der Apotheker, dass eine Überwachungskamera vor seiner Apotheke installiert wird. „Das würde die Kriminellen abschrecken“, ist er sich sicher.
Der Pharmazeut steht mit seiner Forderung nicht allein da. Viele Anwohner und Kunden stimmen ihm offenbar zu. Dem Apotheker ist es nach eigenen Angaben gelungen, rund 300 Unterschriften für sein Anliegen zu sammeln. Keshavarz will nun die Listen dem Bürgermeister der Stadt überreichen. Ob sich dieser der Sache annimmt, ist allerdings fraglich.
Denn zumindest die Polizei teilt die Auffassung des Apothekers nicht. Die Vorschriften, die es einzuhalten gilt, um einen öffentlichen Raum videoüberwachen zu lassen, seien streng, erklärte eine Sprecherin der Polizei Wilhelmshaven. Die Entscheidung dürfe nicht leichtfertig getroffen werden und setze eine sorgfältige Prüfung der vermeintlichen Vorteile und der Auswirkungen auf die Grundrechte voraus.
„Die Videoüberwachungsmaßnahme muss ein wirksames Mittel sein, um den Zweck tatsächlich erfüllen zu können“, so die Sprecherin. Dies sei nicht der Fall, wenn nur eine Illusion von „vermeintlicher präventiver Sicherheit“ vermittelt und die Überwachung vielmehr als „repressives Mittel im Rahmen der Täterermittlung“ eingesetzt werde.
„Eine Videoüberwachung ist nur an kritisch angesehenen Plätzen, sogenannten polizeilichen Einsatzschwerpunkten, möglich, wo vermutet wird, dass kriminelle Handlungen verabredet oder begangen werden.“ Für die Umgebung der Apotheke sieht die Polizei die Gefahr in diesem Maße nicht. Deshalb stehen die Chancen, dass Keshavarz mit seinem Ansinnen durchkommt, dort eine Kamera anbringen zu lassen, ziemlich schlecht.
Die Polizeisprecherin versucht dennoch zu beschwichtigen: „Unser Kontaktbeamter hat mit dem besorgten Apotheker und den umliegenden Geschäftsleuten vor Ort gesprochen, außerdem wird der Innenstadt- und damit auch der betreffende Bereich ausführlich bestreift.“
Das reicht dem Apotheker aber nicht. Deshalb hat Keshavarz vier Kameras in seiner Apotheke installieren lassen. Eine davon sei auf den Offizin-Eingang und den Bereich vor der Apotheke ausgerichtet. „So fühle ich mich vor allem während der Nachtdienste etwas sicherer“, sagt er. Obwohl die Polizei Überwachungskameras ablehnt, will der Apotheker auch weiterhin für die Sicherheit vor seiner Apotheke kämpfen.