Apothekerin muss Filiale schließen

„Wieder treudoof die Kastanien aus dem Feuer holen?“

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Berlin -

Die Abda hat ihre Materialien für die Proteste im November zum Download zur Verfügung gestellt. „Ohne A keine sichere Versorgung“, lautet der neue Claim in Verbindung mit der Forderung: „Apotheken stärken. Jetzt!“ Anke und Kirjak Groitzsch aus Leipzig finden die Kampagne zu schwach: Denn sie müssen ihre Filiale zum Jahresende schließen – und hätten sich viel mehr Biss gewünscht.

600 Apotheken könnten laut Abda-Prognose in diesem Jahr schließen, ein trauriger Rekord. Hinter der Statistik stehen Einzelschicksale, auch das Ehepaar Groitzsch aus Leipzig gehört diesmal dazu. Denn die Filiale der Lipsia-Apotheke im Stadtteil Plagwitz wird zum Jahresende dichtgemacht, weil sie sich unter den aktuellen Umständen schlichtweg nicht rechnet.

„Wir schließen unsere Filiale im Westwerk zum 31. Dezember dauerhaft, weil sie uns einfach zu viel Kraft kostet“, berichtet Groitzsch. Die Gründung sei mitten in die Pandemie gefallen, „das war schon ungünstig“. Aber die wirtschaftlichen Bedingungen hätten sich seitdem weiter negativ entwickelt. „Deswegen haben wir uns entschieden, die Reißleine zu ziehen.“

Groitzsch ärgert sich über die Protestkampagne der Abda, die für die Filiale nicht nur viel zu spät kommt, sondern die das Paar auch überhaupt nicht anspricht: „Uns ist die Kampagne nicht aggressiv genug. Was sollen wir dieses Poster ins Schaufenster hängen – und direkt darunter erklären, dass es uns bald nicht mehr geben wird?“

Das Paar würde sich mehr konkrete Unterstützung für alle diejenigen Apotheken wünschen, die tatsächlich schließen müssen. Aus ihrer Sicht ist es nicht nur zynisch, dass ausgerechnet diese Kolleginnen und Kollegen nicht berücksichtigt werden, die schon Opfer der Entwicklung sind, sondern auch kontraproduktiv: „Die Standesvertretung muss doch gerade diese Apotheken mitnehmen. Das wäre doch auch im Interesse der Kampagne.“ Die beiden hätten sich jedenfalls bereit erklärt, laut und deutlich auf ihre Situation und die Hintergründe hinzuweisen. „Aber man kann nicht erwarten, dass wir uns selbst etwas basteln.“

Abda dreht sich nur im Kreis

„Wir drehen uns mit der Abda nur im Kreis“, lautet ihr Fazit. „Unseren Kindern erklären wir immer: ‚Wenn du etwas versuchst und es funktioniert nicht, dann ändere etwas am Setting und versuche es erneut.‘ Nur so kommt man zu einem Erkenntnisgewinn. Die Abda fährt seit Friedemann Schmidt stetig den gleichen Kurs und, wen wundert es, immer mit dem gleichen Ergebnis.“

Dabei hätten die Apotheken mit den Engpässen das Werkzeug in der Hand, um Gesundheitsminister Karl Lauterbach komplett vor die Wand fahren zu lassen. „Wir können doch nicht so kommunikationsschwach sein, dass wir die Ursachen nicht erklären können!“ Groitzsch ist überzeugt: „Die verbleibenden Apotheken werden es nicht reißen, wütende Patienten und potentielle Wähler haben da mehr Potential. Alternativ können wir auch in diesem Winter treudoof die Kastanien für umsonst aus dem Feuer holen und Lauterbach in aller Ruhe seine Strukturpläne umsetzen lassen.“

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