Die Apotheken haben im vergangenen Jahr 7,2 Millionen sogenannte allgemeine Rezepturen wie Kapseln oder Salben für Kassenpatienten hergestellt. Das ergab eine Auswertung von Verordnungen durch das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut (DAPI). Damit ist die Zahl seit 2011 um ein Drittel gesunken.
Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), findet dennoch: „Rezepturarzneimittel sind und bleiben eine notwendige Ergänzung zu industriell hergestellten Arzneimittel.“ Sei seien in vielen Fällen unersetzlich, zum Beispiel wenn ein Kind ein Medikament in einer Dosis brauche, für die es kein industriell hergestelltes Arzneimittel gebe.
Mit der Herstellung von Rezepturen leisteten Apotheken einen wichtigen Beitrag zur Überbrückung von Versorgungslücken bei Fertigarzneimitteln. Kritisch sieht der BAK-Präsident, der auch DAPI-Vorsitzender ist, dass die Kassen keine Gebühr für Beratung und Abgabe bezahlen. Vergütet würden nur der Einkauf der Grundstoffe und die Herstellung des Medikamentes. „Das ist nicht nachvollziehbar, weil gerade Rezepturarzneimittel oft eine besonders intensive Beratung erfordern. Deswegen fordern wir ein, dass Rezepturen hinsichtlich des Beratungsaufwandes den Fertigarzneimitteln gleichgestellt werden.“
Insgesamt liegt die Zahl laut DAPI noch deutlich höher, weil Rezepturen für Privatversicherte oder auf direkte Nachfrage des Patienten nicht erfasst werden. Auch mehrere Millionen Spezialrezepturen, etwa für die Krebs- oder die Heroinersatztherapie sowie für die künstliche Ernährung, kämen noch hinzu.
Die Apotheker können sich noch in diesem Jahr auf die seit Langem geforderte Erhöhung der BtM- und Rezeptur-Gebühren einstellen. „Das ist mehrfach zugesagt worden“, kündigte CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich Ende Februar im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC an. Zugleich dämpfte der CDU-Gesundheitsexperte Erwartungen auf ein deutliches Plus: „Es werden keine großen Summen sein.“
Konkret sollen die Apotheken zusätzlich ein Fixum von 8,35 Euro bei der Herstellung von Rezepturen abrechnen können. In der Summe ergibt dies nach den aktuellen DAPI-Zahlen 60 Millionen Euro. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) rechnet zusammen mit den Gebühren für dokumentationspflichtige Arzneimittel mit jährlich rund 90 Millionen Euro.
Zuletzt hatte der Essener SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut bei einem Apothekenbesuch Hoffnung beim Thema Rezepturgebühr gemacht. Er zeigte Verständnis für die Forderungen der Apotheker und wies darauf hin, dass dies wie auch die Anpassung bei der Betäubungsmittelgebühr auf der gesundheitspolitischen Agenda stünde.
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