Apotheker über mangelnde Nachwuchsförderung

„Wie kann man keine Praktikanten nehmen?“ Laura Schulz, 02.09.2024 09:00 Uhr

Zusammen mit seiner Frau Susann leitet Robert Herold die Central Apotheke in Falkenstein. Warum die Kolleg:innen sich mit dem Nachwuchs so schwer tun, kann er nicht verstehen. Foto: Central-Apotheke Robert und Susann Herold
Berlin - 

Personalmangel betrifft viele Apotheken – sowohl PTA- und PKA-Stellen als auch Approbiertenstellen bleiben häufig unbesetzt. Das liegt zum einen am oft geringen Interesse an den Berufen, aber auch an den wenigen Möglichkeiten, sich für die entsprechenden Berufe ausbilden zu lassen. Dabei hätten die Inhaber:innen beides zum Teil selbst in der Hand, mahnt Apotheker Robert Herold.

Herold betreibt im sächsischen Falkenstein die Central Apotheke, wo er unter anderem auch Zytostatika herstellt. Als nun eine Schülerin der 11. Klasse bei ihm anklopfte und nach einem Praktikumsplatz fragte, wurde er hellhörig: An die 40 Absagen habe das Mädchen bereits kassiert; unter anderem von Apotheken, aber auch von anderen Unternehmen im Gesundheitsbereich.

Dass sich niemand bisher bereit erklärte, die Schülerin aktiv für die eigene Branche zu begeistern, lässt den Inhaber frustriert zurück. „Wir sagen ja immer, dass wir dieses Personalproblem haben und keine Fachkräfte finden“, meint Herold. Zusätzlich gibt es auch noch Schließungen von PTA-Schulen, wie zuletzt beispielsweise in Plauen. Der Grund: Zu wenig interessierte Schüler:innen. Wenn diese aber bereits während ihrer Schulzeit nicht abgeholt werden, sei das Problem hausgemacht, so Herold.

Dabei gab es zumindest schon Pläne beim Thema Ausbildungsvergütung anzuknüpfen. Noch immer sind angehende PTA hier benachteiligt, indem sie für ihre Ausbildung auch noch draufzahlen müssen. Die Apotheken wollten sich im Kreis zusammentun und hier die Schüler:innen unterstützen. „Am Ende wollten aber nur fünf von 20 Apotheken die Vergütung übernehmen.“ Innerhalb der Kollegenschaft fehlt Herold damit einfach das Engagement der anderen, sich hier einzusetzen. „Ich hätte das übernommen.“

Nicht schon Schüler:innen verprellen

Aktuell hat Herold nun eine Praktikantin bei sich, die von einer Schule mit berufsorientiertem Schwerpunkt kommt. Im Bereich Gesundheitsökonomie sind hier für ein halbes Jahr zwei Wochen Schule und zwei Wochen Praktikum im Wechsel vorgesehen. „Sie hat viele Apotheken angefragt, aber keine wollte“, so Herold über die ermüdende Suche der Schülerin. Man könne doch von den Schüler:innen nicht erwarten, dass sie 40 Bewerbungen für ein Praktikum schreiben müssen.

„Wir wollen Fachkräfte – aber wenn ich die schon an der Schule verprelle, ist das doch kein Wunder, dass ich keine finde. Dann ist das doch lächerlich. Wenn wir Fachkräfte wollen, dann müssen wir früher anfangen und in die Schulen gehen“, meint Herold. So könnten Inhaber:innen beispielsweise Berufsinformationstage besser für sich nutzen und hier aktiv mit den Schüler:innen ins Gespräch gehen.

Keine Zeit für Nachwuchs?

Wenn nun immer mehr Apotheken schließen, wird sich auch das Personalproblem beruhigen, aber das könne schließlich nicht der Anspruch sein. Inhaber:innen, die nicht in den Nachwuchs investieren, da sie neben allen anderen Aufgaben keine Zeit für die Ausbildung hätten, kann er nicht verstehen. „Ich sehe das nicht als Grund, dafür dann nicht in den Nachwuchs zu investieren“, sagt Herold.

„Es gibt immer wieder Bereiche, wo man schnell jemanden hinstellen kann, in die man schnell einarbeiten kann“ – beispielsweise der Wareneingang. „Und auch in der Rezeptur. Was stört es mich, wenn mir dabei jemand zuschaut und dabei was lernt? Ich verstehe nicht, wie man da keinen Praktikanten nehmen kann.“ Zudem gibt Herold zu bedenken, dass die Schülerpraktikant:innen auch völlig unentgeltlich etwas lernen und mitlaufen: „Mich als Ausbildungsbetrieb kostet das doch nichts.“

Einen PTA-Schüler habe er beispielsweise immer nur freitags für sechs Stunden arbeiten lassen: „Klar ist das ein hoher Stundenlohn, aber das ist ja auch Werbung“, so Herold, der versucht, mit anderen Ausbildungsberufen, wie zum Beispiel in der IT, mithalten zu können.

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