Wick-Erkältungsprodukte findet man oft in Drogerien und Lebensmittelmärkten. Das ist dem Hersteller Procter & Gamble ein Dorn im Auge. Der US-Konzern will mit Vertriebsbindungsverträgen die Hoheit über seine Produkte zurückgewinnen. Nach und nach sollen alle Apotheken, Versandapotheken und sogar der Großhandel unter Vertrag genommen werden. Wenn der Ring geschlossen ist, will Procter & Gamble sämtliche graue Kanäle dicht machen. Ein ehrgeiziges Ziel, denn viele Apotheker müssen erst vom Segen solcher Verträge überzeugt werden.
Derzeit wird noch jede Apotheke mit Wick-Produkten beliefert; schließlich ist auch der Hersteller auf das Geschäft angewiesen. Doch wenn genug Apotheken mitmachen, sollen diese exklusiv beliefert werden. „Wir haben eine kritische Masse erreicht, um das System zu schließen. Aber wir stehen nicht unter Zeitdruck und möchten mit jedem Apotheker in Ruhe diskutieren“, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. 14.000 bis 17.000 Apotheken sollen den Vertrag bereits unterschrieben haben, schon bald sollen es alle 21.500 sein.
Wick ist bemüht, Bedenken gegen die Vereinbarung aus dem Weg zu räumen: „Das sind keine Knebelverträge, wir setzen qualitative Maßstäbe“, sagte der Sprecher. So gebe es keine Vorgaben für das Sortiment oder Verkaufszahlen. Lediglich eine Schulung der Mitarbeiter im Bereich Erkältungsmittel sei verpflichtend.
Diskussionsbedarf gebe es allerdings noch bei den vorgesehenen Kontrollen der Vertragspartner, räumte der Sprecher ein. Denn Wick darf laut Kontrakt Einblick in die Bücher verlangen, wenn der Apotheker im Verdacht steht, die Ware weiterzuverkaufen.
Auch die Großhändler sollen sich vertraglich binden. Die Gespräche seien bereits weit fortgeschritten, sagte der Sprecher. Mit der Vertriebsbindung soll verhindert werden, dass die Grossisten Wick-Produkte an Zwischenhändler verkaufen. Dem Sprecher zufolge landet über graue Kanäle immer wieder Ware bei Rossmann, dm, Müller, Marktkauf oder Rewe. „Wir stellen die Graumarkthändler nicht an den Pranger, rechtlich ist dieses Geschäft nicht zu beanstanden“, so der Sprecher. „Aber irgendwann wird der richtige Zeitpunkt sein, das System zu schließen.“
Selbstverständlich müssten sich auch die Versandapotheken an den Vertrag binden. Zwar seien die Rückmeldungen auch hier positiv, die Entscheidungswege seien aber offenbar länger, so der Wick-Sprecher. Über die Gründe wollte er nicht spekulieren.
Mit der Shop-Apotheke ist man schon einen Schritt weiter: Bei der Apothekensuche auf der Wick-Website gelangt man über einen Link direkt zu der Versandapotheke, die einen eigenen Wick-Shop eingerichtet hat. Die Kooperation läuft seit Ende 2009. Exklusiv sei der Vertrag allerdings nicht, weitere Partnerschaften mit anderen Versendern seien möglich, so der Wick-Sprecher. Nur mit Discountern möchte man nicht zusammenarbeiten.
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