Der ehemalige AvP-Chef Mathias Wettstein hat heute vor dem Landgericht Düsseldorf (LG) die ihm zur Last gelegten Steuerhinterziehungen gestanden. Es sollen zwar noch weitere Zeugen gehört werden, doch der Termin zur Urteilsverkündung ist bereits für den 20. September anberaumt. Das Verfahren ist abgetrennt von den anderen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Insolvenz des Rechenzentrums.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf beschuldigt Wettstein der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Bei AvP soll es über Jahre verdeckte Gewinnausschüttungen in Höhe von rund 35 Millionen Euro gegeben haben. Wettstein wird eine Steuerhinterziehung von 8,8 Millionen Euro zur Last gelegt.
Diese Vorwürfe hat Wettstein heute vor Gericht eingeräumt, sich ansonsten aber Prozessbeobachtern zufolge nicht weiter zur Sache geäußert. Die Ermittler hatten sich wohl eigentlich erhofft, dass der ehemalige Chef des Rechenzentrums im Rahmen seiner Einlassungen noch Licht ins Dunkel bringt, was die Vorgänge bei AvP betrifft. Das hätte ihm selbst nützlich sein können, sollte es im anderen Ermittlungsverfahren ebenfalls zur Anklageerhebung oder sogar zu einer Verurteilung kommen. Die Ermittlungen gegen insgesamt fünf Beschuldigte in dieser Sache sind aber noch nicht abgeschlossen.
Einer, gegen den im Rahmen der AvP-Insolvenz ebenfalls ermittelt wird, ist der ehemalige Geschäftsführer Rolf Clemens. Er war heute als Zeuge in Wettsteins Steuerprozess geladen, hat aber dem Vernehmen nach nichts Neues beigetragen.
Als dritter Zeuge war heute Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos geladen, der in seinen Berichten selbst auf einige Ungereimtheiten in der Buchführung von AvP hingewiesen hatte. Er wurde vom Gericht gebeten, die Historie einzuordnen und einen Überblick über die Gruppe zu gewähren. Konkret wurde er dann nach der Höhe der Entnahmen befragt. Das Gericht interessiert sich jetzt noch, wie diese Entnahmen jeweils verbucht wurden. Hoos wurde gebeten, das noch nachzuliefern.
Obwohl Wettstein seine Schuld nun bereits eingestanden hat, wird das grundsätzliche Beweisprogramm vor Gericht weiter durchgezogen. Es gibt also noch einen Termin zur mündlichen Verhandlung, bei dem ein Mitarbeiter der Steuerfahndung aussagen soll. Die Urteilsverkündung ist für den 20. September vorgesehen.
AvP war im September vergangenen Jahres in die Insolvenz gerauscht. Schnell kam der Verdacht auf, dass es sich nicht nur um wirtschaftliches Missmanagement handelte, sondern auch kriminelle Energie im Spiel war. Laut Hoos fehlt ein dreistelliger Millionenbetrag, den betroffenen Apothekern drohen hohe Verluste.
Die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte im Januar bekannt gegeben, dass gegen insgesamt fünf Beschuldigte aus der Führungsebene der Unternehmensgruppe sowie Mitarbeiter ermittelt wird, Wettstein ist einer von ihnen. Es geht es um den Verdacht der Insolvenzverschleppung und Bankrott, Bilanz- und Urkundenfälschung, Betrug sowie Untreue.
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