Der Notdienst an den Weihnachtsfeiertagen ist eher unbeliebt – man kann ihn aber auch für Werbung in eigener Sache nutzen. Die Bären-Apotheke in Ratingen war eine der 1300 Apotheken, die Akutfälle versorgte. Trotz der geringen Vergütung am Feiertag war die Apotheke am zweiten Weihnachtstag für alle da. Mit einem öffentlichen Post auf Facebook erreichte Inhaber Wolfgang Wittig etwa 55.000 Menschen in kürzester Zeit.
„Egal ob Fieberzäpfchen für das Baby, Antibiotika bei Lungenentzündung oder einfach nur ein Nasenspray - wir sind für Sie da“, schrieb Wittig. Ein warmes Willkommen für jeden, auch wenn nicht jeder Kollege von Wittig ein Nasenspray als Notfall sieht. In 21 Stunden hatte der Apotheker mit seinem Post 55.000 Menschen erreicht. Wittig war sich nicht bewusst, welche Kreise sein Statement ziehen könnte. „Wir scheinen besonders bei den Kollegen einen Nerv getroffen zu haben.“
Dennoch sieht Wittig die Bezahlung für einen Notdienst skeptisch und unzureichend. „Für 24 Stunden Feiertagsdienst erhalten wir eine Notdienstvergütung von 260 Euro. Natürlich reicht das nicht aus um 1-2 Mitarbeiter in dieser Zeit zu bezahlen.“
Der Notdienst sei eine von vielen „Gemeinwohlpflichten'“, die deutsche Apotheken jeden Tag leisten, klärt der Apotheker auf. „Finanziert werden sie durch eine Mischkalkulation. Der Gesetzgeber hat bewusst die Arzneimittelpreise festgesetzt, um eine flächendeckende Versorgung rund um die Uhr sicherzustellen“, heißt es weiter.
Der Apotheker bezieht sich auch auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) bezüglich der Versandapotheken, denn diese absolvieren keinen Notdienst. Wittig will aber auch die Kunden versorgen, die sonst im Internet ihre Arzneimittel kaufen. „Nun hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass diese Preisbindung nicht für ausländische Versandapotheken gilt. Diese leisten keinen Notdienst, dürfen sich aber die besonders lukrativen Artikel herauspicken. Wir werden heute trotzdem auch Patienten versorgen, die Werktags ihre Arzneimittel in Holland bestellen“, schreibt Wittig.
Wittig beteiligt sich an der Unterschriftenkampagne der ABDA und legt seinen Kunden die Listen vor. Bei Facebook schreibt er außerdem: „Es ist Zeit, unseren Regierenden zu zeigen, dass die Bevölkerung eine wohnortnahe persönliche Versorgung duch die Apotheken dem Versand durch ausländische Kapitalgesellschaften vorzieht.“
Außerdem hat er seine Kollege gebeten, seinen Facebook-Post zu teilen. Das ist bislang immerhin einige hundert mal passiert. Ein Kollege kommentierte darunter: „Wenn in Zukunft der Postbote der Einzige sein wird, der Ihnen Auskunft über Wechsel- und Nebenwirkungen erteilt, wissen Sie, Sie haben Gold für Eisen getauscht.“
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