In Stellenanzeigen werben Inhaber:innen mitunter schon damit, dass Jobinteressierte keine Impfzertifikate ausstellen müssen – so unbeliebt ist diese Tätigkeit mittlerweile in den Teams. Immerhin bringen die Zertifikate zusätzliche Einnahmen. Für Apotheker Eric Schmitz gilt das nicht – er hätte sogar Minus gemacht. In seinem speziellen Fall geht es um die eher grundsätzliche Frage, ob pauschale Gebühren ungerecht sind.
Schmitz ist kein Impfgegner, wie er betont. Aber der Ausstellung der Impfzertifikate steht er kritisch gegenüber. Er bietet den Service eigentlich nicht an – und macht nur in Einzelfällen eine Ausnahme. Im Januar hat Schmitz insgesamt sieben Zertifikate ausgestellt, für enge Freunde und Familienmitglieder. Dafür könnte er zusammen 42 Euro abrechnen. Die bekommt er aber nicht, denn sein Rechenzentrum ARZ Haan veranschlagt eine Pauschale für die Abrechnung der Zertifikate. Und die liegt bei 39,95 Euro netto monatlich.
Auf diesen Umstand hatte ihn das Rechenzentrum auch hingewiesen, nachdem Schmitz seinen Beleg eingereicht hatte. Ober nicht lieber noch etwas sammeln wolle, damit sich die Abrechnung lohnt?
Doch Schmitz findet die Gebühr an sich unangemessen – der Höhe nach und auch in der Sache. Warum die Zertifikatabrechnung pauschal erfolgt, kann er nicht nachvollziehen. Das gebe es bei Rezepten doch auch nicht. Eine kleine Grundgebühr kombiniert mit einer Mengenstaffel fände er auch bei den Zertifikaten gerechter. Der zuständige Gebietsleiter habe ihm aber mitgeteilt, dass man von der Gebühr nicht abrücken werde und den Beleg allenfalls unabgerechnet zurückschicken könne.
Auf Nachfrage beim ARZ Haan zeigt das Rechenzentrum Verständnis für den Ärger des Apothekers. Es handele sich hier allerdings um einen krassen Einzelfall. Die Apotheken reichten normalerweise viel mehr oder eben gar keine Belege ein, so dass die Gebühr keine große Rolle spiele. Der eigene Aufwand wurde bei der Berechnung der Gebühr veranschlagt und die Pauschale soll es möglichst unkompliziert halten. Neben der Programmierleistung zu Beginn sind die Rechenzentren jetzt mit der Abwicklung und den Finanztransaktionen befasst. Mit Apotheker Schmitz werde man sicher eine Lösung finden, hieß es aus Haan.
Schmitz war überhaupt erst zum Jahreswechsel von Noventi zum ARZ Haan gewechselt, weil er mit dem Service seines alten Anbieters nicht zufrieden war. Der Start beim neuen Rechenzentrum war nun etwas holprig – wegen sieben Impfzertifikaten. Aber jetzt ist er schon sehr versöhnt, weil er einen persönlichen Anruf bekommen hat. Um die 42 Euro geht es ihm auch nicht, sondern eher um das Gefühl, in der Corona-Pandemie immer wieder kurzfristig zu neuen Aufgaben gedrängt worden zu sein.
Deswegen hat auch Schmitz in seiner jüngsten Stellenanzeige darauf hingewiesen, dass Impfzertifikate nicht zum Alltag gehören. Draußen an der Apotheke hängt ein Hinweis für die Kunden. In seinem Umfeld hätten mittlerweile einige Apotheken den Service ganz eingestellt. Da die Zertifikate jetzt häufig bei der impfenden Stelle ausgestellt werden, hat die Nachfrage sowie nachgelassen. Schmitz findet das gut. Denn dann hätten die Apotheken wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.
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